Brandoberrätin Martina Klee, Leiterin der Feuerwehr Gießen, Staatssekretär Werner Koch, Wehrführer Martin Lutz, Brandschutzdezernent Stadtrat Peter Neidel und Einsatzkräfte der Schnelleinsatzgruppe Spezielle Rettung.

Freiwillige Feuerwehr Gießen

Der Staatssekretär des Hessischen Innenministeriums, Werner Koch, hat die SEG Spezielle Rettung der Freiwilligen Feuerwehr Gießen als „Feuerwehr des Monats Februar“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 500 Euro dotiert.

„Mit #OperationFlyingSanta Kinder zum Strahlen gebracht“

Die dortigen Höhenretter der Schnelleinsatzgruppe Spezielle Rettung (SEG SR) hatten sich kurz vor Weihnachten unter dem Arbeitstitel „#OperationFlyingSanta“ als Nikoläuse verkleidet, von einer Kinderklinik abgeseilt und von außen in die Zimmer der kleinen Patienten geschaut. Später überbrachten die „Feuerwehr-Weihnachtsmänner“ den Mädchen und Jungen, die krankheitsbedingt über die Feiertage nicht nach Hause konnten, kleine Schokoladennikoläuse und beschäftigten sich noch lange mit ihnen. Für einen kurzenMoment war so der Klinikalltag vergessen.

Die spontane Aktion begeisterte nicht nur den Nachwuchs – sie sorgte landesweit für großes mediales Aufsehen. „Mit ihrer Aktion ,#OperationFlyingSanta‘ haben Sie nicht nur Kinder zum Strahlen gebracht, sondern auch sympathisch für Ihre Feuerwehr, Ihre Einsatzgruppe und Ihre wichtige ehrenamtliche Arbeit geworben. Das Land zeichnet Sie für diese tolle Aktion sowie Ihr jahrelanges kontinuierliches Engagement als ‚Feuerwehr des Monats Februar‘ aus“, betonte Staatssekretär Werner Koch.

Spezialabteilung SEG SR seit mehr als 15 Jahren

Die SEG SR ist eine eigenständige Stadtteilfeuerwehr, deren Angehörige freiwillige Feuerfrauen und -männer oder Feuerwehrbeamtinnen beziehungsweise -beamte sind. Die Wehrführer Martin Lutz und Ole Schwarzkopf führen diese Einheit, die es nun schon seit mehr als 15 Jahren gibt. Ihr Einsatzschwerpunkt besteht aus der Rettung aus Höhen und Tiefen, fließenden Gewässern sowie unter stark beengten Verhältnissen, wie sie beispielsweise in Kanalanlagen, Tanks, Silos und Versorgungschächten vorkommen. Die Einsatzgruppe setzt sich derzeit aus 18 ehrenamtlichen Männern und Frauen zusammen. Teilweise bringen diese gezielt ihre hauptberufliche Tätigkeit und Expertise in den Dienst ein und besetzen hier einsatzrelevante Sonderfunktionen. Vertreten sind unter anderem Diplom-Ingenieure,  Handwerksmeister, Ärzte, Notfallsanitäter, Rettungsassistenten, Sozialwissenschaftler sowie ein Polizeibeamter.

Eintägiges Auswahlverfahren und 80 Trainingsstunden im Jahr

Die Mitglieder der Einheit trainieren wöchentlich mit klaren Spielregeln: In die Gruppe wird aufgenommen, wer ein eintägiges Auswahlverfahren erfolgreich absolviert und sich menschlich im Gruppenverband als kompatibel erwiesen hat, gesundheitlich vollumfänglich geeignet ist und den Lehrgang „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen“ mit Erfolg abschließt. Im Anschluss erfolgt, für die, die ihn nicht bereits mitbringen, ein Feuerwehrgrundlehrgang, denn alle speziellen Retterinnen und Retter sind auch vollausgebildete Feuerwehreinsatz- oder Feuerwehrführungskräfte. Wer danach in der Einheit bleiben will, muss 20 Stunden im Quartal – also 80 Stunden im Jahr – am Training teilnehmen. Mehr als 85 Prozent der speziellen Retterinnen und Retter sind zudem Atemschutzgeräteträger. „Was wir tun, ist immer gefährdungsgeneigt. Einsatzkräfte, die schlecht trainiert sind und damit sich, Kameradinnen und Kameraden oder Patienten in Gefahr bringen, sind in dieser Einheit nicht richtig“, erklärt Ole Schwarzkopf diese Prinzipien.

Zum naheliegenden Verdacht, dass es aufgrund dieser Anforderungen bestimmt schwer sei, Ehrenamtliche zu finden, schmunzelt Wehrführer Martin Lutz: „Wir hatten in den vergangenen Jahren 10–15 Mal mehr Bewerberinnen und Bewerber, als wir aufnehmen konnten. Die geforderte Stundenleistung wird mit durchschnittlich 115 Trainingsstunden im Jahr deutlich übererfüllt. Der mehrheitliche Teil der ,Speziellen Retter‘ ist zusätzlich noch in einer klassischen Freiwilligen Feuerwehr am Heimatort tätig“. Für Lutz spricht sehr viel dafür, dass  Menschen, die sich heutzutage engagieren, ihre Freizeit sinnvoll, aber eben auch effizient verbringen wollen. Dazu gehören aus seiner Sicht ein regelmäßiger Übungsdienst, eine zeitgemäße Methodik, eine vernünftige Ausstattung sowie ein passender kultureller Rahmen. Ein Aspekt dieser sehr offenen Kultur: Regelmäßig trainiert die SEG SR mit anderen Feuerwehren, der Wasserwacht, der Polizei oder Betreibern von Infrastrukturen. „Es ist enorm wichtig, sich mit anderen auszutauschen, sich auch kritisch von Externen auf die Finger schauen zu lassen. Das macht besser“, so die einhellige Meinung der Gruppe.

Dass sich ihr Konzept auszahlt, hat die Schnelleinsatzgruppe Spezielle Rettung nicht nur mit der Auszeichnung zur „Feuerwehr des Monats Februar“ unter Beweis gestellt.

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