Table of Contents Table of Contents
Previous Page  15 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 15 / 48 Next Page
Page Background

FLORIAN HESSEN 4 | 2016 15

TITELGESCHICHTE

Herr Grosmann, Sie sind ja den

klassischen Weg zur Feuerwehr

gegangen und haben erst eine Ausbil-

dung gemacht. Wie funktionierte das

bei Ihnen mit der Einstellung?

Grosmann:

Ich habe mich ja direkt bei der

Werkfeuerwehr beworben. Dort gab es

dann ein Vorstellungsgespräch und eine

arbeitsmedizinische Untersuchung. An ei-

nem speziellen Auswahlverfahren habe

ich nicht teilgenommen. Sicherlich war

ausschlaggebend, dass ich zum Zeitpunkt

der Einstellung bereits über entsprechen-

de Erfahrungen in der Feuerwehr und eini-

ge Jahre Berufspraxis verfügte.

Wie war die Ausbildung für Sie?

Was hat Ihnen gefallen, was nicht?

Grosmann:

Während meiner allgemeinen

Feuerwehrausbildung habe ich mich be-

sonders auf das wöchentliche Leiterstei-

gen und den Realbrandcontainer gefreut.

Bei der Fortbildung zum Werkfeuerwehr-

techniker fand ich speziell die Themen zur

Absturzsicherung, Sicherungstechnik und

zur PSA (Feuer- und Kontaminations-

schutzkleidung) interessant. Die Ausbil-

dung ist aufgrund ihres breiten Spektrums

an vermittelten Kenntnissen und Fertig-

keiten sehr umfassend.

Für mich waren die Tage mit einem hohen

Anteil an theoretischem Unterricht nicht

ganz einfach. Obwohl mir Lernen Spaß

macht und auch nicht sonderlich schwer-

fällt, bin ich lieber aktiv und draußen un-

terwegs. Das gehört natürlich dazu – aber

langes Sitzen ist nichts für mich.

Weicker:

Durch die handwerkliche Kom-

paktausbildung in sehr vielen Sparten,

den LKW-Führerschein, die feuerwehr-

technische Ausbildung und den Rettungs-

sanitäterlehrgang war die Ausbildung

sehr vielseitig und abwechslungsreich.

Weiterhin positiv zu erwähnen ist, dass

man viele Orte und Menschen kennen-

lernt. Mit dem LKW mitten in Frankfurt zu

fahren, im Krankenhaus zu arbeiten und

mit dem Rettungswagen draußen unter-

wegs zu sein, sind nur einige lehrreiche

Erfahrungen, die man in der Ausbildung

sehr häufig erlebt. Die drei Jahre waren

sehr spannend und mir wurde nie langwei-

lig. Ich bekam enorm viele Einblicke in un-

terschiedlichste Bereiche.

Einige Ausbildungsabschnitte könnte man

in den ersten 1,5 Jahren vielleicht kürzen

oder die Gewichtung der Inhalte anders

verteilen. Manche Themen, die die tägli-

che Arbeit betreffen, blieben leider kom-

plett aus oder wurden zu kurz behandelt.

Was ist der besondere Reiz an

diesem Beruf für Sie?

Weicker:

Für mich sind das die Vielseitig-

keit der Arbeiten, der abwechslungsreiche

Dienstalltag und die Kombination aus vor-

beugender und abwehrender Brand-

schutzarbeit.

Grosmann:

Auch ich schätze vor allem die

abwechslungsreiche und vielseitige Arbeit

bei der Werkfeuerwehr. Mal ist man als

Rettungssanitäter, mal auf dem Löschfahr-

zeug und ein anderes Mal als Maschinist

von Hubrettungs- oder Sonderfahrzeugen

mit modernem, technischem Gerät einge-

setzt. Ich weiß heute nicht, welche Aufga-

ben im nächsten Dienst auf mich zukom-

men werden. Das ist doch spannend …

Herr Weicker, planen Sie, sich zu

spezialisieren? Wenn ja in welchem

Bereich und warum?

Weicker:

Ja, auf jeden Fall. Mein Wissen bei

Ausbildungen an andere weiterzugeben,

gibt mir ein gutes Gefühl. Deswegen wür-

de mich die Ausbildung sehr interessie-

ren. Weiterhin gefallen mir die Bereiche

Messgeräte und Atemschutz, in denen ich

mich gerne weiterqualifizieren möchte.

Auch die Fortbildungsmöglichkeit zum

Werkfeuerwehrtechniker reizt mich.

Herr Grosmann, Sie sind schon länger

dabei. Haben Sie ein Spezialgebiet?

Grosmann:

Wir haben am Standort neben

Löschfahrzeugen und Rettungswagen ver-

schiedene Sonderfahrzeuge, Rüst- und

Gerätewagen sowie Hubrettungsfahrzeu-

ge und einen Kran. Im Laufe meiner Tätig-

keit bei der Werkfeuerwehr habe ich die

Befähigung für das Führen sämtlicher vor-

handener Fahrzeuge erlangt. Durch den

Abschluss zum geprüften Werkfeuerwehr-

techniker kann ich im Unternehmen zu-

dem in vielen Bereichen der Technik und

des vorbeugenden Brandschutzes einge-

setzt werden.

Wie unterscheidet sich die Arbeit bei

einer Werkfeuerwehr von der in einer

Freiwilligen und einer Berufsfeuerwehr?

Weicker:

Die freiwillige Feuerwehr wird

durch das Ehrenamt getragen. Neben ei-

nem anderen Beruf besuchen Angehörige

in ihrer Freizeit Lehrgänge oder fahren zu

Einsätzen. Die Arbeit von Werkfeuerwehren

umfasst, anders als in einer Berufsfeuer­

wehr, mehr vorbeugende Maßnahmen, wie

z.B. Prüf-, Wartungs- und Instandsetzungs­

tätigkeiten sowie Sicherheitswachen. Auch

sind hier nur hauptamtliche Kräfte einge-

setzt.

Grosmann:

Bedingt durch das Einsatzge-

biet, das bei einer Werkfeuerwehr ja meist

auf das Betriebsgelände und die dort

beschäftigen Personen beschränkt ist,

ist das Einsatzspektrum deutlich abge-

grenzt. Wir haben wesentlich seltener

Brandeinsätze und Verkehrsunfälle und

rücken in über 80 Prozent der Fälle zu

Auch Aufgaben des Rettungsdienstes gehören für

Markus Grosmann zum Einsatzspektrum.

die Einstellungsuntersuchung nach G 26.3

ihre Berechtigung. ImNachhinein würde ich

mir jedoch wünschen, dass noch ein prakti-

scher Test, wie z.B. ein Sporttest oder das

Abverlangen von handwerklichen Tätigkei-

ten, in den Einstellungstest integriert wird,

da eine sehr gute körperliche Fitness und

ein technisches Verständnis in der Ausbil-

dung wie auch im Einsatz sehr wichtig sind.

So wäre dann auch der Bezug zur Praxis bei

den Einstellungstests verstärkt.