FLORIAN HESSEN 4 | 2016 17
immer mit meinen Kollegen darüber
gesprochen. So konnte ich bisher die
Ereignisse gut verarbeiten und damit ab-
schließen.
Grosmann:
Man muss definitiv lernen, ru-
hig und besonnen – aber konzentriert – an
jede Aufgabe heranzugehen. Viele Um-
stände verursachen im ersten Moment na-
türlich auch Stress, was sich negativ aus-
wirken kann. Hier habe ich schon viel von
älteren Kollegen lernen können und brin-
ge mittlerweile auch ein gewisses Maß an
Erfahrung mit. Trotzdem ertappe ich mich
hin und wieder mit zu viel Adrenalin im
Blut und schaue dann neidisch auf einen
gewissen Kollegen, der stets sagt „Mach‘
doch erst einmal langsam“. Stark seelisch
belastende Ereignisse habe ich bisher
nicht erfahren. Ich kenne jedoch auch Kol-
legen, bei denen aufgrund des Einsatzge-
schehens eine professionelle Nacharbei-
tung der Eindrücke notwendig wurde.
Wie wichtig ist Ihnen die Arbeit mit
Technik in Ihrem Beruf?
Weicker:
Da ich privat auch gerne hand-
werklich tätig bin und die Feuerwehr sehr
viel Technik bietet, kommt mir das sehr ge-
legen. Praktische technische Sachverhalte
bereiten mir persönlich viel mehr Spaß, als
theoretisch stundenlang zu grübeln.
Grosmann:
Die Werkfeuerwehren sind in
der Regel technisch sehr gut ausgestat-
tet, da man im Vergleich zu den freiwilli-
gen Feuerwehren mit weniger Personal
sehr schlagkräftig aufgestellt sein muss.
So manch einer schaut daher etwas nei-
disch auf den Fuhrpark und die Fahrzeu-
ge, die oft ganz nach dem Wunsch des
Bestellers aufgebaut wurden. Natürlich
arbeite ich gerne mit dieser Technik und
lasse mich von deren Leistungsfähigkeit
begeistern. Manchmal habe ich jedoch
das Gefühl, dass viele Geräte zu komplex
und damit auch anfälliger für Störungen
und Fehlbedienungen geworden sind.
Wie empfinden Sie die Kameradschaft
in der Werkfeuerwehr?
Grosmann:
Kameradschaft im Sinne von
Teamgeist ist die Grundvoraussetzung in
einer Feuerwehr, denn schließlich muss
man sich auf den anderen verlassen kön-
nen. Jeder bringt seine eigenen Fähigkei-
ten in das Team ein und dort wo diese weni-
ger stark ausgeprägt sind, hilft man sich
gegenseitig. Zudem gibt es teilweise
freundschaftliche Verbindungen unterein-
ander und gemeinsame Aktivitäten der
Wachabteilungen. Bei etwas über 45 Ein-
satzkräften sind natürlich das Gemein-
schaftsgefühl und die zwischenmenschli-
chen Beziehungen untereinander auch un-
terschiedlich stark ausgeprägt, was ich
weder negativ meine noch nachteilig finde.
Weicker:
Die Kameradschaft ist im Dienst
sehr gut. Da man immer 24 Std. zusam-
men ist und sich viel auf der Wache auf-
hält, ist es fast schon notwendig, dass
man sich gegenseitig versteht und z. B.
zusammen Dienstsport macht und ge-
meinsam isst. Die Wachabteilung ist quasi
die zweite Familie, mit der man viel Zeit
verbringt.
Würden Sie die Entscheidung
nochmal treffen und zur
Werkfeuerwehr gehen?
Weicker:
Ja, da es ein vielseitiger und inter-
essanter Arbeitsplatz ist und eine Werk-
feuerwehr sowohl den Vorbeugenden als
auch den Abwehrenden Brandschutz ver-
eint. Weiterhin ist die dreijährige Ausbil-
dung zum Werkfeuerwehrmann sehr emp-
fehlenswert und spannend. Man kann di-
rekt nach dem Schulabschluss die Ausbil-
dung beginnen, ohne vorher einen anderen
Beruf erlernt zu haben. Zudem gibt das
Berufsbild Einblicke in viele Berufsfelder
und man erwirbt immense Kenntnisse und
Qualifikationen in diversen Bereichen.
Grosmann:
Ich finde, dass die Werkfeuer-
wehren einen interessanten und abwechs-
lungsreichen Arbeitsplatz bieten und bin
mit meiner Berufswahl zufrieden.
Das Interview führte Andrea Dobler,
Redaktion FLORIAN Hessen.
Fotos: Evonik Industries AG
und Jörg Boos
TITELGESCHICHTE
Steffen Weicker
beim Prüfen von
Feuerlöschern in
der Werkstatt.
Markus Grosmann bei
der morgendlichen
Funktionsprüfung des
Löscharms.