14 FLORIAN HESSEN 3 | 2017
INTERVIEW
und die Verzahnung mit den hiesigen Orts-
teil-Feuerwehren. Sie haben durch eigene
Initiative dafür gesorgt, dass sich einige
der Flüchtlinge für den Brandschutz inter-
essiert haben. Letztendlich kann ein sol-
ches Projekt jedoch nur funktionieren,
wenn es gemeinsam mit den Feuerwehren
zielorientiert getragen wird – und hier ha-
ben die Alheimer Kameradinnen und Ka-
meraden Vorbildliches geleistet und sind
ein gutes Beispiel auch für andere. Mit der
Zeit hat sich übrigens auch die Betrach-
tungsweise in der Feuerwehr verändert –
die „Neuen“ sind nicht mehr Flüchtlinge,
sondern die Kameraden, die zur Feuerwehr
gehören.
Welche Chancen oder Probleme sehen
Sie in interkultureller Vielfalt?
Mir ist klar, dass die interkulturelle Vielfalt
an mancher Stelle sicherlich kritisch ge
sehen wird. Ich persönlich bin davon über-
zeugt, dass gerade der lebenswerte länd-
liche Raum sich glücklich schätzen kann,
wenn sich diese Menschen in Vereinen und
Verbänden engagieren – nicht zuletzt na-
türlich in den Feuerwehren, die es ja in je-
der Stadt oder Gemeinde gibt – und hier
eine „Neue Heimat“ finden.
Es wäre daher auch schön, wenn dieses
kleingegliederte, individuelle, kommu-
nale, unbürokratische Engagement weiter
ausgebaut und von den Ländern gefördert
werden würde. Denn darin liegt die
Chance, die vielzitierte Willkommenskul-
tur wirklich leben zu können!
den Lehrer zu spielen, sondern die Men-
schen einfach erst mal so zu akzeptieren
wie sie sind, auch wenn wir vieles so
schnell nicht verstehen werden.
Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Insgesamt haben Sie immerhin
fünf Flüchtlinge für Ihre Feuerwehr
gewinnen können.
Mittlerweile sechs! Nein, ich habe es mir
generell wesentlich komplizierter vorge-
stellt. Wir mussten lernen, dass man sich
häufig über Probleme Gedanken macht,
die dann gar keine sind. Man kann vieles
im Vorfeld diskutieren, wenn man es aber
nicht versucht, wirdman nicht erfahren, ob
es klappt.
Wie sind Sie mit der Sprachbarriere
umgegangen?
Mit Händen und Füßen und ein wenig Eng-
lisch. Da muss ich wirklich allen Aktiven
ein großes Lob aussprechen, immer wenn
etwas nicht verstanden wurde, hat sich –
egal wer – den neuen Kamerad an die Seite
genommen und es an praktischen Sachen
erklärt. Wir konnten richtig zuschauen,
wie es dann mit der Verständigung immer
besser wurde.
Herr Lüdtke
Wie sehen Sie das Projekt der
Feuerwehr?
In Alheim bestand von Anfang an ein enger
Kontakt zu den Flüchtlingen, nicht zuletzt
durch den intensiven Deutschunterricht
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Herr Hildebrand
Was ist für die Zukunft geplant?
Wir wollen weiteres Potenzial ausschöp-
fen, neue Bürgerinnen und Bürger anspre-
chen, unsere Möglichkeiten nutzen und
damit die Integration fördern. Wir haben
momentan ein Projekt laufen, welches wir
zwar nicht selbst durchführen, das aber
durch Kontakte in der Feuerwehr zustande
kam. Mit der Flüchtlingshilfe Alheim und
einem Feuerwehrkameraden aus Sterkels-
hausen, der eine Firma für Arbeitssicher-
heit betreibt, ermöglichen wir jedem
Flüchtling in Alheim, den Staplerführer-
schein (Flurfördermittelschein) zu ma-
chen. Außerdem werden wir versuchen,
einen Grundlehrgang der Feuerwehr für
Flüchtlinge anzubieten.
Haben Sie einen Rat an andere Feuer-
wehren, die sich mit der Frage
beschäftigen, wie sie Menschen mit
anderem kulturellen Hintergrund für
sich gewinnen wollen?
Einfach den Mut fassen und auf die neuen
Mitbürger zugehen. Natürlich ist das eine
Menge Arbeit, aber wir haben dadurch –
und das sage ich ganz bewusst – sechs
neue Kameraden gefunden und selbst
wenn einige wieder nach Hause müssten,
sind doch Freundschaften entstanden.
Das Interview führte Andrea Dobler,
RedaktionFLORIAN HESSEN.
Fotos: Matthias Bieber