Table of Contents Table of Contents
Previous Page  9 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 48 Next Page
Page Background

FLORIAN HESSEN 3 | 2017

9

TITELGESCHICHTE

Fotos brandbeschä­

digter Häuser von

oben können wichtige

Erkenntnisse bringen.

Ein ausgebranntes

Schlafzimmer im

Dachgeschoss.

Alters. „Schräge Typen, zurückgezogen le­

bend, er Heimwerker und starker Raucher,

sie gehbehindert mit Hang zum Alkohol“

.

Zeugenaussagen sind wichtig. Sie müssen

aber auch hinterfragt und abgeglichen

werden, ob diese mit den Feststellungen

übereinstimmen, die im Laufe der Brand-

stellenuntersuchung getroffen werden.

Nach Abschluss der Löscharbeiten können

die Brandermittler das Wohnhaus bege-

hen. Erste Übersichtsaufnahmen sind zu

fertigen. Die Fotografie an Brandorten hat

große Bedeutung. Dunkelheit, schwarze

Flächen, Rauch, räumliche Enge, Nässe

und Kälte sind dabei eine Herausforde-

rung.

Im vorliegenden Fall kommt erschwe­

rend der hohe Ausbrennungsgrad hinzu.

Aufgrund ihrer Erfahrung können die Er­

mittler den Brandentstehungsbereich auf

zwei Räume eingrenzen: Das Schlafzimmer

im ersten Obergeschoss und den benach­

barten Flur. Im Erdgeschoss befindet sich

das Wohnzimmer. Hier finden sich eine

Vielzahl unterschiedlichster alkoholischer

Getränke. Auf dem Tisch gefüllte Aschen­

becher. Die Ergebnisse der ersten Bege­

hung des Brandobjektes lassen die An­

nahme zu, dass ein unachtsamer Umgang

mit Zigarettenglut ursächlich für den Brand

gewesen sein könnte.

In vielen Fällen liegen die Ermittler mit ih-

ren ersten Einschätzungen richtig. Natür-

lich muss diese Annahme noch mit Bewei-

sen unterfüttert werden, denn die Brand-

ursache gilt allein auf dieser Basis nicht

als gesichert. Sie müssen berücksichti-

gen, dass sich ein Strafverfahren anschlie-

ßen kann, in dem die Brandursache zwei-

felsfrei zu belegen ist. Folglich sind wei-

tere Untersuchungsschritte anzuschlie-

ßen, die, abhängig von dem Brandobjekt

und dem Umfang der brandbedingten Zer-

störungen, eine erhebliche Herausforde-

rung darstellen können. Die Ermittler müs-

sen entscheiden, ob sie diese Aufgabe mit

eigenen Kräften bewältigen können oder

externen Sachverstand anfordern.

Der Fall

Das Wohnhaus ist ein älteres Fachwerk­

haus und eigentlich nicht groß. Die Arbei­

ten vor Ort gestalten sich gleichwohl

schwierig, denn das Dach ist teilweise ein­

gestürzt.

Solche Schwierigkeiten sind

nichts Ungewöhnliches, insbesondere bei

größeren Schadenereignissen. Informati-

onen zur Vorgeschichte können zwar erste

Anhaltspunkte liefern, die allerdings durch

Maßnahmen am Ereignisort verifiziert wer-

den müssen. Aussagen von Zeugen sind

kritisch zu bewerten und zu hinterfragen.

Zeugen haben oft erheblich unterschiedli-

che Wahrnehmungen, daher müssen die

Ermittler ihre Aussagen auf deren Wahr-

heitsgehalt und Glaubhaftigkeit prüfen.

Befragt man beispielsweise Betroffene,

schwingt häufig große Unsicherheit mit.

Sie haben oftmals Zweifel, wie weit sie

selbst vielleicht verantwortlich sein könn-

ten, haben Angst vor möglichen strafrecht-

lichen Konsequenzen. Nicht zuletzt be-

fürchten sie auch finanzielle Verluste, ob-

wohl das Haus oder die Wohnung versi-

chert ist.

Im Gegensatz zu den subjektiven Zeugen-

aussagen stehen Informationen, die die

Feuerwehr festhält. Deren Einsatzkräfte

sind ohnehin wichtige Ansprechpartnerin-

nen und Ansprechpartner bei der Brandur-

sachenaufklärung. Protokolle der Feuer-

wehr geben exakte Zeiten wieder, den Ab-

lauf hat sie genau dokumentiert und die

Einsatzkräfte beschreiben sachlich ihre

ersten Wahrnehmungen.

Die Arbeit der Feuerwehr ist wichtig

Der erste Angriffstrupp der Feuerwehr

konnte im vorliegenden Fall detaillierte

Angaben zu den Verhältnissen machen,

die er bei seinem Vorgehen angetroffenen

hatte. Dabei erleichterte eine eigene Foto-

dokumentation die Erinnerung.

Das Wohn­

haus sei verschlossen gewesen, Aufbruch­

spuren existierten nicht. Die Haustür habe

die Feuerwehr selbst aufgebrochen. Das

Schloss war einmal vorgeschlossen, der

Schlüssel habe innen gesteckt. Das untere

Geschoss sei lediglich verraucht gewesen.

Im Treppenhaus waren erste Brandstellen

bemerkt worden, die allerdings erst später

durch im Brandverlauf brennende sowie

herabgefallene Holzteile entstanden. Den

Brandschwerpunkt stellten die Einsatz