FLORIAN HESSEN 3 | 2017 11
TITELGESCHICHTE
stellen, die im Brandverlauf sekundär
entstanden sind.
Ausschlussverfahren
Das Feuer entstand in diesem Fall zweifel
los im Schlafzimmer. Nun beginnen die Ar
beiten unter Anwendung des Ausschluss
verfahrens.
Es ist zunächst zu erwägen,
welche Brandursachen in diesem Fall in
Betracht kommen. Dabei muss grundsätz-
lich auf die technischen Gegebenheiten
eingegangen werden. Im Schlafzimmer
gab es eine elektrische Installation, Be-
leuchtung, Steckdosen, möglicherweise
darin mit dem elektrischen Netz verbun-
dene Geräte. Welche dies genau sind, wird
sich im Verlauf der Brandschuttverlage-
rung klären. Es ist der Frage nachzugehen,
ob dort tatsächlich geraucht wurde oder
ob Kerzen existierten. Zu erwägen ist
auch, ob der Brand absichtlich herbeige-
führt worden sein könnte.
Die Verlagerung des Brandschuttes erfolgt
systematisch und schichtweise. Begin-
nend am Zugang zu einem Raum, werden
zunächst die besser erhaltenen Bereiche
freigelegt. Gerade dort finden sich häufig
noch Gegenstände, die auf das Verhalten
der Bewohnerinnen und Bewohner schlie-
ßen lassen, z. B. ein Aschenbecher, Ziga-
rettenreste, ein Feuerzeug oder derglei-
chen. Holzteile lassen sich anderenMöbel-
resten zuordnen und ermöglichen es, die
Ausstattung des Raumes zu rekonstruie-
ren. Dies gelingt allerdings nur, wenn die
Feuerwehr im Rahmen der Löscharbeiten
keine umfangreichen Veränderungen vor-
nehmen musste. Jede Verlagerung von Ge-
genständen erschwert die Spurensuche.
Eine vollständige Räumung kann die Fest-
stellung der Brandursache sogar vereiteln.
Im vorliegenden Fall musste die Feuerwehr
auf der Suche nach Glutnestern einige De
ckenbereiche öffnen, allerdings in benach
barten Räumen. Dies hatte keinen Einfluss
auf die Spurensuche in dem primär betrof
fenen Raum, demSchlafzimmer. Der Stand
ort der Möbel einschließlich des Doppel
bettes ließ sich erkennen. Nach der Rekon
struktion wiesen die Brandspuren auf eine
Brandentstehung innerhalb der rechten
Betthälfte hin. Auf dem Boden vor dem Bett
fanden sich die Reste einer Mehrfachtisch
steckdose, die mit einer rechts an der Wand
installierten Steckdose verbunden war. In
ihr steckten eine Nachttischlampe und ein
Stecker, dessen Leitung in das Bett verlief.
Die Leitung einschließlich eines dreistufi
gen Schalters konnte zusammenhängend
freigelegt werden. Der Schalter stand auf
Stufe drei. Im Bett fanden sich die Reste
einer Heizdecke.
Die Erkenntnis
Die Ursache – die Heizdecke – war somit
gefunden.
Wieder bestätigte sich, dass
auch bei hohem Ausbrennungsgrad in der
Tiefe wichtige Hinweise und Spuren zu fin-
den sind, anhand derer die Brandursache
geklärt werden kann. Dies gelingt aller-
dings nur, wenn der zerstörerischen Kraft
des Feuers Einhalt geboten wird. Die Feuer-
wehren sind es, denen dies immer wieder
gelingt, dank ihres großen Engagements.
Text: Volker Faust, HLKA
Fotos: Fachbereich 623 des HLKA
Der Sachverständige des HLKA bei
der Brandschuttverlagerung.