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10 FLORIAN HESSEN 3 | 2017

TITELGESCHICHTE

Hintergrund Brandursachenermittlung

Unmittelbar nach dem Bekanntwerden eines Brandgeschehens beginnt das örtlich

zuständige Kommissariat die Ermittlungen am Brandort. Ein mehrere Module um-

fassender Lehrgang bereitet die Brandermittler in Hessen auf diese Tätigkeit vor.

Diese theoretische Ausbildung ist grundlegend wichtig. Sie vermittelt Kenntnisse

über den Ablauf von Bränden, mögliche Brandursachen und entstehende Brandspu-

ren, aber auch technische Grundlagen. Für ein erfolgreiches Arbeiten an Brandorten

ist allerdings eine weitere Eigenschaft zwingend erforderlich: Erfahrung. Diese er-

langen die Ermittler im Laufe der Zeit in ihrem Fachkommissariat, indem sie sich –

allerdings in vielen Fällen nicht ausschließlich – der Bearbeitung von Bränden

widmen.

Das Arbeiten an Brandstellen erfolgt meist unter schwierigen und nicht angeneh-

men Bedingungen. Dazu braucht es eine hohe Motivation. Einige Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter sind in ihrer Freizeit als Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr aktiv.

Dies gewährleistet eine besonders gute Kommunikation zwischen den Brandermitt-

lerinnen oder Brandermittlern der Kriminalpolizei und der Feuerwehr. Der infor-

melle Austausch ist insbesondere bei größeren Einsatzlagen von grundlegender

Bedeutung.

kräfte im ersten Obergeschoss, im Schlaf­

zimmer, fest. Dort habe man eine weibliche

Person auf dem Boden vor dem Bett lie­

gend aufgefunden. Eine männliche Person

sei aus einem Nachbarraum geborgen

worden.Den exakten Hergang der Brandentste-

hung und den Brandverlauf konnte die ört-

liche Polizei mit den ersten Maßnahmen

nicht klären. Auch blieben letzte Unsicher-

heiten in der Bewertung der Brandspuren.

Deshalb forderte sie das Hessische Lan-

deskriminalamt zur Feststellung der Brand­

ursache an.

Die Sachverständigen des HLKA

kommen zum Einsatz

Montag, 08:50 Uhr – der Sachverständige

und ein Mitarbeiter verlassen das Büro-

und Laborgebäude in Wiesbaden. Fünf

Minuten später sind sie auf der Fahrt zum

Brandort, der in diesem Fall gut erreichbar

ist. Die Anfahrt kann sich aufgrund der Zu-

ständigkeit für ganz Hessen allerdings

sehr unterschiedlich gestalten. Diesmal

führt die Fahrt nach Mittelhessen. Etwa

eine Stunde später biegt das Einsatzfahr-

zeug in eine kleine Nebenstraße ein. Eine

Absperrung weist auf das Brandobjekt

hin. Davor angekommen, lassen die Schä-

den keinen Zweifel an einem größeren

Brandereignis.

Der Sachverständige und sein Mitarbeiter

legen ihre Schutzausrüstung an: Sicher-

heitsstiefel, Overall, Helm und Hand-

schuhe sind obligatorisch. Währenddes-

sen informiert sie der Sachbearbeiter der

Kripo über die Lage und schildert die bis

dahin bekannte Vorgeschichte. Anschlie-

ßend beginnt das eingespielte Team des

Hessischen Landeskriminalamts mit sei-

ner Arbeit. Während der Sachverständige

das Objekt erstmals begeht und sich ei-

nen Überblick verschafft, beginnt sein

Mitarbeiter mit der Fotodokumentation.

Er hat hierfür ein eigenes System, mit dem

er auch größere und verwinkelte Objekte

nachvollziehbar erfassen kann. Dabei

achtet er auf eine zusammenhängende

Darstellung der Räume, stellt Brandspu-

renverläufe durch überschneidende Foto-

grafie dar. Im Keller trifft er auf die Hei-

zungsanlage und Teile der elektrischen

Installation und hält auch diese techni-

schen Einrichtungen im Bild fest. Zwi-

schenzeitlich hat der Sachverständige

eine erste Bewertung hinsichtlich des

Brandentstehungsbereiches und des

Brandverlaufes vorgenommen. Er be-

spricht das weitere Vorgehen mit seinem

Mitarbeiter.

Die Brandspuren weisen auf

eine Brandentstehung im ersten Oberge­

schoss, und zwar innerhalb des Schlaf­

zimmers, hin. Von dort hatte sich das

Feuer nach oben in das darüber liegende

Dach ausgebreitet.

In Fachwerkhäusern erfolgt die Ausbrei-

tung des Feuers häufig auf besonderen

Wegen. Zwischenräume, Nischen und Ka-

näle begünstigen Heißgaswege, an deren

Ende weitere Brandschwerpunkte entste-

hen können. Dies gilt es, bei der Bewer-

tung mehrerer Brandschwerpunkte zu

berücksichtigen. Existieren mehrere

Brandstellen unabhängig voneinander,

könnte das ein Hinweis auf eine Brandstif-

tung sein. Oder es handelt sich um Brand-

Ein Teil des Bodens des Schlafzimmers während

der Brandschuttverlagerung.