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12 FLORIAN HESSEN 9 | 2015

TITELGESCHICHTE

„Ein Ritterschlag mit

Verpflichtung in die Zukunft“

Jugendfeuerwehr Wehrda erhält den Marburger Gleichberechtigungspreis 2015

Marburg

Eine Jugendfeuerwehr, in der fast die Hälfte der Mitglieder Mäd-

chen sind – diese vorbildliche Arbeit im Sinne der Gleichstellung

wurde amDienstagmit demMarburger Gleichberechtigungspreis

ausgezeichnet. Oberbürgermeister Egon Vaupel und die Vorsit-

zende der Gleichstellungskommission Dr. Marlis Sewering-Wolla-

nek übergaben den mit 2.500 Euro dotierten Preis bei einer Feier-

stunde im Historischen Saal des Rathauses an die Jugendfeuer-

wehr Wehrda. Der Preis wird seit 2009 im zweijährigen Turnus

verliehen.

„Dieser Preis ist ein Gewinn“, stellte Egon Vaupel fest. Er motiviere,

genau hinzuschauen: Es seien die kleinen Dinge, die stimmen

müssen, damit Großes erreicht werden könne. Der Marburger

Gleichberechtigungspreis fördert geschlechtergerechtes Handeln.

Über die diesjährige Entscheidung der paritätisch besetzten sechs-

köpfigen Jury freut sich der Oberbürgermeister ganz besonders:

Nicht nur, weil das Brandschutzdezernat in seiner Zuständigkeit

liegt, er ist noch dazuMitglied der Freiwilligen Feuerwehr Wehrda

und konnte damit also „seine“ Jugendfeuerwehr auszeichnen.

Die Jugendfeuerwehr Wehrda wurde 1977 gegründet. Dass von

Anfang anMädchen dabei waren, sei eine Besonderheit, erläuterte

Holger Schönfeld, Bildungsreferent der Hessischen Jugendfeuer-

wehr. Erst seit rund 40 Jahren gibt es überhaupt Frauen in der

Feuerwehr. Die Diskussionen zu diesem Thema seien nur selten

sachlich geführt worden. Und man müsse sich selbstkritisch fra-

gen, warum es so lange gedauert habe, bis sich tatsächlich etwas

geändert hat. Heute zeigen Frauen und Mädchen vermehrt: „So

geht Feuerwehr“, sagte Schönfeld.

Im Hinblick auf die Gleichstellung würden Jungen und Mädchen in

der Jugendfeuerwehr ein gleichberechtigtes Miteinander lernen,

leben und erleben. „Wer hätte vor fünf oder vor zehn Jahren ge-

dacht, dass eine Jugendfeuerwehr einen öffentlichen Gleichbe-

rechtigungspreis erhält.“ Dieser Preis sei „ein Ritterschlag mit

Verpflichtung für die Zukunft“. Die Arbeit in den Jugendfeuerweh-

ren diene nicht nur der Rekrutierung von Nachwuchs für die Feu-

erwehren, sondern sei auch jugendpflegerische Arbeit und erfülle

einen Erziehungsauftrag, so der Bildungsreferent weiter.

Die Vorsitzende der Gleichstellungskommission der Universitäts-

stadt Marburg, Dr. Marlis Sewering-Wollanek, betonte: „Die Ju-

gendfeuerwehren fördern auch soziale Kompetenzen wie Teamfä-

higkeit und Verlässlichkeit und sind damit sowohl für die Persön-

lichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen wie auch unse-

rer Gesellschaft wichtig.“

Unter den rund eineMillion Feuerwehrleuten in Deutschland seien

nur 80.000 Frauen; bei den Jugendfeuerwehren liege der Anteil

inzwischen immerhin bei gut 25 Prozent. In der Jugendfeuerwehr

Wehrda sind neun der 19 Mitglieder im Alter zwischen 10 und 15

Jahren Mädchen.

Jugendwart Philipp Schwarz bedankte sich als Leiter der Jugend-

feuerwehr Wehrda für die Auszeichnung. Es werde heute immer

schwieriger, Menschen überhaupt für ein Engagement bei der

Feuerwehr zu begeistern. Umso wichtiger sei es, bereits in der

Jugend anzufangen. „Wir wollen zeigen, dass helfen auch Spaß

machen kann“, so Schwarz. Wie gut die Arbeit in Wehrda gelingt,

zeigt die Tatsache, dass in der Erwachsenen-Feuerwehr 70 Prozent

ehemalige Mitglieder der Jugendfeuerwehr sind. Nach 38 Jahren

und nun dem Marburger Gleichberechtigungspreis blickt der Ju-

gendwart optimistisch in die Zukunft: „Solange wir weiter Unter-

stützung bekommen, freuen wir uns auf die nächsten 38 Jahre!“

Text: Universitätsstadt Marburg

Foto: Stadt Marburg, Nadja Schwarzwäller

Die Jugendfeuerwehr Wehrda bei der Preisverleihung gemeinsam mit Ober­

bürgermeister Egon Vaupel (hinten), Dr. Marlis Sewering-Wollanek (4. v. l.), der

Gleichstellungsbeauftragten Christa Winter (Mitte) und den Mitgliedern der Jury.