14 FLORIAN HESSEN 2 | 2016
Übung im Schulbergtunnel
Neubaustrecke der BAB 44
TITELGESCHICHTE
Hessisch Lichtenau
Der Schulbergtunnel mit einer Länge von rund 700 Metern wurde
am 24. Juli 2014 fertiggestellt. Zum Abschluss der Errichtungs-
und Ausstattungsphase des Schulbergtunnels übte der Werra-
Meißner-Kreis am 6. Juni 2014 mit den Feuerwehren, Rettungs-
diensten und den Regieeinheiten des Landkreises. Ziel war es,
den Einsatzplan für diesen Tunnel zu beüben sowie die sicher-
heitstechnischen Einrichtungen wie z. B. den Tunnelfunk und die
Löschwasserversorgung zu prüfen.
Im Einsatz waren die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehren
Hessisch Lichtenau, Helsa, Waldkappel und Wehretal. Die Wehr
Eschwege lieferte weitere 2-Flaschen-Atemschutzgeräte aus der
Beladung des GW-A/S zur Einsatzstelle. Die rettungsdienstliche
Versorgung sowie Verpflegung der Einsatzkräfte übernahmen
Einheiten der beiden DRK-Kreisverbände Witzenhausen und
Eschwege.
Für die Vorbereitung der Verletztendarsteller zeichnete „Crash
Art“ verantwortlich, die unter anderem vier Schwerverletzte
realistisch geschminkt und viele Selbstretter entsprechend
vorbereitet und drehbuchartig instruiert hatten.
Übungsszenario
Es gab einen Verkehrsunfall. Ein Pkw geriet in Brand und in dessen
Folge staute sich der Verkehr in der Tunnelröhre. Der Brandrauch
wurde durch den Einsatz von Nebelmaschinen simuliert und damit
eine vollständige Verrauchung des Richtungstunnels erreicht. Um
dies zu ermöglichen, mussten hierzu im Vorfeld die Strahlventila-
toren aus der Brandfallsteuerung herausgenommen werden. Ne-
ben der Brandbekämpfung stand ebenfalls die Menschenrettung
im Fokus.
Erkenntnisse
Schnell stellte sich heraus, dass eine gute Dokumentation aus
den einzelnen Einsatzabschnitten wichtig ist, um einen vollstän-
digen Überblick über die Lage zu bekommen und einen zügigen
Umzug der Einsatzleitung in den ELW 2 als nächstgrößeres Füh-
rungsmittel zu ermöglichen.
Die instruierten Verletztendarsteller machten ihre Sache sehr
gut und haben durch ihr gespieltes Verhalten an den Querstollen
des Tunnels eintreffende Feuerwehr- und Rettungsdiensteinhei-
ten gebunden. Ein Umstand, der im Falle eines realen Einsatzes
durchaus so eintreten kann. Dadurch, dass es sich um künstlich
erzeugten Nebel handelte und nicht um heißen Rauch, der am
Tunnelausgang nach oben aufsteigt, zeigte sich am Ostportal au-
ßerhalb des Tunnels sehr eindrucksvoll dessen Ausbreitung.
Eine wichtige Erkenntnis für die eingesetzten Kräfte, wie sorgfäl-
tig auf die korrekte Fahrzeugaufstellung im Bereich der Portale
geachtet werden muss.
Abschließend kann festgestellt werden, dass für den Einsatzer-
folg strikt nach den Vorgaben des Rahmeneinsatzplans gearbeitet
werden sollte. Eine weitere Erkenntnis war, dass es nicht zielfüh-
rend ist, die Rettungsdiensteinheiten über die Abschnittsleitungen
an den Portalen zu führen. Daher wird zukünftig ein eigener Ein-
satzabschnitt „Rettungsdienst“ unter gemeinsamer Führung ei-
nes Leitenden Notarztes sowie Organisatorischen Leiters Ret-
tungsdienst in Anlehnung an die Konzeptionierung des Bundes-
amtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gebildet.
Dieser Abschnitt untersteht selbstverständlich der Technischen
Einsatzleitung, disponiert aber eigenständig die Einheiten des
Rettungsdienstes zwischen den einzelnen Einsatzabschnitten.
Text: Thomas Eisenträger, stv. KBI Werra-Meissner-Kreis;
Christian Sasse, KBI Werra-Meissner-Kreis
Fotos: Thomas Eisenträger
Verrauchung am Westportal
Der künstliche Nebel hüllt die Feuerwehrfahrzeuge ein.