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FLORIAN HESSEN 1 | 2016 15

AUS DEM EINSATZTAGEBUCH

fernenden Gebäudeteile teilweise starkmiteinander verkeilt waren

und herabzufallen drohten, mussten die anschließenden Arbeiten

gut koordiniert werden, auch wegen der Eigensicherung der Ein-

satzkräfte. Dies erforderte erheblichen körperlichen Einsatz.

Schließlich konnten die beiden Männer in Absprache mit der Not-

ärztin mittels Spineboard aus den Trümmern gerettet und 16Minu-

ten nach Eintreffen der Feuerwehr am Einsatzort an den Rettungs-

dienst übergeben werden.

Die beiden Geretteten und weitere Anwohner bestätigten, dass in

dem eingestürzten Gebäude keine weiteren Personen wohnten.

Somit konnte dieMenschenrettung eingestellt und die imzwischen-

zeitlich eingerichteten Bereitstellungsraum befindlichen Kräfte

sukzessive abgezogen werden.

Sicherung der Einsatzstelle

NeueMessungen ergaben, dass auchweiterhin keine Explosions-

gefahr bestand. Sicherheitshalber stellten die Einsatzkräfte trotz-

dem die Gas- und Wasserversorgung in den Gebäuden ab. Mitar-

beiter des zuständigen Energieversorgungsunternehmens trenn-

ten die Stromzufuhr.

Beide Haushälften wurden über eine Gaszuleitung von der Straße

ausgehend versorgt. Da aufgrund der Explosion ein Bruch und

somit eine Leckage der Leitungen nicht auszuschließen war,

musste die Gaszufuhr unterbrochen werden. Leider gab es keine

Absperrvorrichtung, und so grub der Energieversorger die Straße

auf, um die Leitungen trennen zu können. Diese Maßnahme be-

gleiteten Einsatzkräfte in Bereitschaft.

Ein hinzugezogener Statiker des THW Bad Hersfeld konnte eine

weitere Einsturzgefahr der verbliebenen Gebäudehälfte zu dem

Zeitpunkt ausschließen, und die Kriminalpolizei begannmit ihren

Ermittlungen.

Für 18 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und neun Einsatzkräfte

der Freiwilligen Feuerwehr ging nach vier Stunden ein ungewöhn-

licher Einsatz zu Ende.

Schlussbetrachtung

Die Ursache für die Explosion war laut Polizeiinformationen eine

11-kg-Flüssiggasflasche, an die ein Lüfter zumTrocknen vonWän-

den angeschlossen war. Hierbei ist, offenbar durch einen techni-

schen Defekt, unkontrolliert Gas ausgeströmt, das sich dann

entzündete. Es konnte ausgeschlossen werden, dass eine Gaslei-

tung in dem Haus manipuliert worden war. Die noch stehende

Doppelhaushälfte musste wegen der schweren Beschädigungen

abgerissen werden. Die verschütteten Männer wurden aufgrund

ihrer schweren Verbrennungen in Spezialkliniken behandelt. Ein

38-jähriger Mann ist nach Polizeibericht leider kurz vor Weihnach-

ten seinen Verletzungen erlegen.

Dieses nicht alltägliche Einsatzszenario forderte besonders in der

ersten Phase ein hohesMaß an Entscheidungs- und Teamfähigkeit,

Flexibilität und Effizienz der vor Ort befindlichen Kräfte.

Darüber hinaus trug die Abstimmungmit dem Lagedienst der Leit-

funkstelle erheblich dazu bei, die zahlreich alarmierten Einheiten

von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie des Rettungsdiens-

tes erfolgreich zu koordinieren und einen positiven Einsatzablauf

zu erreichen.

Text: Daniel Stein, BF Kassel

Fotos: Berufsfeuerwehr Kassel

Das Schadensbild bei Eintreffen an der Einsatzstelle.

Unter diesem Trümmerfeld befanden sich die zwei Personen.