14 FLORIAN HESSEN 8 | 2015
TITELGESCHICHTE
Auch etwas zurückgeben
Interview mit Ismail Tipi, Abgeordneter der CDU im Hessischen Landtag
Ismail Tipi kammit 13 Jahren nach Deutsch-
land. Nach dem Fachabitur studierte er
Maschinenbau und arbeitete für 30 Jahre
bei deutschen und türkischen Zeitungen
als Journalist. Er erhielt 1995 die deutsche
Staatsbürgerschaft und ist seit 1999 Mit-
glied der CDU. Am 9. Februar 2010 zog er
als erster türkischstämmiger Abgeordneter
der CDU in den Hessischen Landtag ein.
Seine Schwerpunkte sind Soziales und
Integration. Er beschäftigt sich intensivmit
Salafismus und ist Vorsitzender des Lan-
desfachausschusses „Integration undMig-
ration“ der CDU in Hessen.
Herr Tipi, Sie sind mit 13 Jahren aus der
Türkei hierher gekommen. Wie haben Sie als
junger Mensch Deutschland kennen
gelernt?
Es war nicht einfach, als junger Mensch
seine gewohnte Umgebung, die Familie, die
Schule und seine Freunde zu verlassen. Es war aber eine große
Freudemit meinen zwei Geschwistern zu den Eltern nachzuziehen,
die zwei Jahre vorher nach Deutschland gekommen waren. Wir
sind freitags angekommen und ich musste bereits amMontag zur
Schule. Es war sehr schwer ohne Sprachkenntnisse und in einer
neuen Umgebung Fuß zu fassen. Aber ich hatte Glück, dass ich
Klassenkameraden hatte, diemichwillkommen geheißen und gute
Lehrer, die mich stets gefördert haben und mir das Gefühl gaben,
dazu zu gehören. So lernte ich Deutschland als ein Landmit großer
Gastfreundschaft und großer Hilfsbereitschaft kennen, das sehr
ordentlich, sehr grün, freundlich und vor allemweltoffen ist. Des-
wegen glaube ich, dass wir in Deutschland seit Anfang der Ein-
wanderung und Gastarbeiterzuwanderung eine große Willkom-
menskultur haben. Willkommenskultur sollte aber auch mit einer
Dankbarkeitskultur verbunden sein. Ich habewieder etwas zurück-
geben können, indem ich mich in der Schule, in Vereinen und im
sozialen Umfeld ehrenamtlich betätigt habe.
Wissen Sie noch, wann Sie Ihren ersten Kontakt mit der Feu-
erwehr hatten? Wie war dieser?
Meinen ersten Kontakt mit der Feuerwehr hatte ich bereits als
junger Mensch in Regensburg. Damals haben wir mit unserer
Klasse die Feuerwehr besucht. Die Feuerwehrmänner und -frauen
haben mich beeindruckt mit ihren Uniformen und den roten Feu-
erwehrautos. Es war ein großes Erlebnis, als sie gezeigt haben,
Ismail Tipi, MdL, ist ein aktiver Förderer freiwilliger Feuerwehrarbeit
wie man ein Feuer oder einen Ölbrand löscht. Ich durfte damals
sogar selber eine kleine Flamme löschen, wasmich sehr fasziniert
hat. Ichwusste von Anfang an, dass die Feuerwehr Menschenleben
rettet und dass sie da ist, wenn man sie braucht. Schon als Her-
anwachsender waren sie für michmutigeMänner und Frauen, weil
sie dorthin gehen, wo andere weglaufen, dass sie denMut haben,
eine der größten Naturgewalten zu bekämpfen. Das hat mir sehr
imponiert. Dieser Eindruck hat sich im Laufe der Jahre verstärkt.
Mit 16 Jahren habe ich freiberuflich für Zeitungen und kommunale
Anzeigenblätter gearbeitet und dabei auch den Tag der offenen
Tür, Übungen und Einsätze der Feuerwehr miterlebt und sehr
bewundert, wie sie alles gekonnt und profihaft erledigt haben.
Das hat mich mit ganzem Herzen für die Feuerwehr begeistert.
WelcheMeinung hatten Sie als Jugendlicher/jungerMann von
„der Feuerwehr“?
Schon in der Jugend hat mir imponiert, dass gerade die Feuerwehr-
männer und -frauen großen Respekt in der Gesellschaft genießen.
Damals war ein Schulfreund vonmir Feuerwehrmann und ich durfte
öfters die Übungen mitmachen. Ich war immer stolz einen Freund
zu haben, der zu dieser Gruppe gehörte.
Wann haben Sie erfahren, dass unsere deutsche Struktur
der Feuerwehr zu grossen Teilen auf Freiwilligkeit beruht?
Schon zu Zeiten, als ich freiberuflicher Journalist war und die Übun-