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FLORIAN HESSEN 1 | 2017 13

INTERVIEW

Wo sehen sie die dringendsten

Aufgaben?

Wenn man sich mit Menschen unterhält, die

die Feuerwehr nur vom Einsatzgeschehen

her kennen, stellt man sehr schnell fest,

dass die Jugendfeuerwehr quasi ein Closed-

Shop ist. Kaum jemand außerhalb der Feuer-

wehr weiß auch nur ansatzweise, was wir

tun, wie wir Jugendarbeit gestalten und wel-

che hervorragende Arbeit in unseren Jugend-

feuerwehren geleistet wird. Dies müssen wir

viel stärker nach außen transportieren.

Was möchten Sie in dieser

Funktion bewegen?

Ich würde mir wünschen, dass sich die Leis­

tungen unserer Jugendfeuerwehren nicht

mehr über mangelnde personelle Unter-

stützung beschweren müssen.

Wie kann man aus Ihrer Sicht Jugend­

liche für die Feuerwehr begeistern?

Wenn man sich die Werte der Hessischen

Jugendfeuerwehr anschaut – die imÜbrigen

wesentlich durch unser Jugendforum mit

erarbeitet wurden – dann ergeben sich dar-

aus die zentralen Gedanken: Jugendliche

wollen Spaß haben, Gemeinschaft erleben

und anderen Menschen helfen. Dies kann

die Jugendfeuerwehr bieten, sei es bei den

feuerwehrtechnischen Übungen, den Zelt-

lagern oder den vielen anderen Aktionen.

Die Betreuerinnen und Betreuer müssen es

„nur“ mit Engagement und Einsatz vor­

leben.

Jugendliche sind in ihrer Freizeit

zeitlich immer stärker eingeschränkt.

Wie könnte man ihnen den Übergang in

die Einsatzabteilung erleichtern?

Hier ist natürlich insbesondere die Einsatz-

abteilung gefragt. Sie muss sich den

Jugendlichen öffnen und auf ihre Situation

eingehen. Dies ist in den einzelnen Wehren

sehr unterschiedlich. Es gibt gute Beispiele

wie Patenmodelle oder sogenannte Über-

gangsgruppen, die sehr erfolgreich zu

einem gelungenen Übergang beitragen.

Zentral aber ist, dass Jugendliche beim

Übergang weder über- noch unterfordert

werden dürfen. Es kommen dort hochmoti-

vierte junge Menschen aus der Jugendfeu-

erwehr, die in ihrer Gruppe sehr erfahren,

leistungsfähig und engagiert waren. Dies

muss die Einsatzabteilung bei der Auf-

nahme der „Neuen“ berücksichtigten und

die jungen Kameradinnen und Kameraden

in die Gruppe integrieren.

Welche Ziele streben Sie für

die Jugendfeuerwehr an?

Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, die

Mitgliederzahlen wieder leicht nach oben

zu entwickeln. Vor allem aber möchte ich,

dass wir wieder mehr Menschen für die

Betreuung unserer Jugendfeuerwehren

gewinnen und die Aufgaben der Jugendfeu-

erwehrwartinnen und Jugendfeuerwehr-

warte wieder mehr Anerkennung finden und

sie die erforderliche personelle Unterstüt-

zung erfahren.

Wie bewerten Sie den Erfolg der

aktuellen Imagekampagne mit „Captain

Firefighter“ und „Hydro-Girl“?

Zunächst möchte ich betonen, dass es sich

um eineWerbe- und keine Imagekampagne

handelt. Wir wollen mit der Kampagne Auf-

merksamkeit für die Jugendfeuerwehr erre-

gen und neue Jugendliche gewinnen. Wir

möchten hiermit nicht in erster Linie unser

Image „aufpolieren“ oder Jugendliche in

der Feuerwehr halten. Dann hätten wir

andere Konzepte und Methoden gewählt.

Grundsätzlich ist die Kampagne mittler-

weile hessenweit bekannt und es wird

intensiv darüber diskutiert. Ich denke,

dass wir das erste Ziel erreicht haben,

wenn die Kameradinnen und Kameraden

den Ansatz und die Ideen dazu verstehen

und vor Ort mit der Mitgliederwerbung

beginnen. Vielerorts werden jetzt tolle

Aktionen geplant, einige wurden schon

umgesetzt. So hat in Vellmar das erste

Löschfahrzeug eine tolle Beklebung erhal-

ten und macht damit Werbung für die

Jugendfeuerwehren. Im Odenwald erhiel-

ten über 800 Schüler eine Brotdose im

Kampagnendesign und es gibt weitere Bei-

spiele. Hier sollten wir weiter vor Ort Aktio-

nen initiieren und umsetzen.

Gibt es bereits messbare

Ergebnisse?

In Nordhessen, in und um Vellmar, wurden

bereits erste Jugendliche mit der „Bring-a-

Friend“-Aktion für die Jugendfeuerwehr

geworben. Auch im Landkreis Marburg-

Biedenkopf hat man in einemOrt 18 Jugend-

liche gewinnen können. Dieser Erfolg ist

natürlich nicht allein auf die Kampagne

zurückzuführen, aber es sind erste gute

Beispiele. Alle Jugendfeuerwehren werden

hier weiter amBall bleibenmüssen. Frühes-

tens im nächsten Jahr können wir ein Fazit

im Hinblick auf die Mitgliederwerbung

ziehen.

Darüber hinaus sind unsere sozialen

Medien sehr erfolgreich. So haben wir

bereits über 3.000 Follower bei Facebook

und Instagram. Auch unsere Webseite

läuft sehr gut. Wir hoffen noch viele wei-

tere Follower gewinnen zu können.

Das Interview führte Steffi Fritz,

Redaktion FLORIAN Hessen.

Fotos: Thomas Wittenberg, KJF WA-FKB

Verleihung von Jugendspangen beim Großzeltlager in Volkmarsen durch Markus Potthof und weitere

Vertreter von Kreisfeuerwehrverband und Kreisjugendfeuerwehr.