24 FLORIAN HESSEN 3 | 2016
AUS DEM EINSATZTAGEBUCH
Sicherstellen der Einsatzfähigkeit
Da die Freiwillige Feuerwehr Erlensee komplett und fast alle umlie-
gende Wehren zu einem sehr großen Teil auf dem Fliegerhorst ge-
bunden waren, mussten andere Einsatzkräfte den Brandschutz für
die Region sicherstellen. Für Erlensee stand auf dem Fliegerhorst-
gelände ein Löschzug der Stadt Maintal bereit. Die Feuerwehr Ro-
denbach besetzte das Feuerwehrhaus in Langenselbold und deck-
te den Brandschutz um Langenselbold herum ab.
Nachlöscharbeiten
Am Samstag, dem 1. August 2015, entdeckte eine Mitarbeiterin
des auf dem Fliegerhorst eingesetzten Sicherheitsdienstes er-
neut Rauch im Brandobjekt. Daraufhin wurde das ganze Gebäu-
de nochmals kontrolliert und ein Glutnest abgelöscht. Zwei
Tage später, am Montag, dem 3. August 2015, kam es erneut zu
einer Rauchentwicklung. Dieses Mal hatte sich ein Teil des noch
stehenden Daches wieder entzündet. Mit Hilfe des Teleskop-
mastes aus Hanau konnte das Feuer schnell gelöscht werden.
Danach war das Feuer endgültig aus.
Brandursache und Schaden
Als Brandursache haben die Brandermittler der Kriminalpolizei
und des Landeskriminalamtes fahrlässige Brandstiftung bei
den Dacharbeiten festgestellt. Der Schaden ging in die Millio-
nen. Die genaue Schadensumme richtet sich danach, wie weit
das denkmalgeschützte Gebäude wieder aufgebaut werden
muss.
An einem gegenüberliegenden Gebäude platzten etliche Schei-
ben. Weitere Schäden an Gebäuden des Fliegerhorstes waren
nicht entstanden.
An der Ausrüstung der beteiligten Feuerwehren gab es eben-
falls Schäden. So wurden vor allem Dutzende Schläuche durch
Funkenflug und herabfallende Trümmer unbrauchbar.
Nachbesprechung
Rund zwei Wochen nach dem Großbrand trafen sich Vertreter der
beteiligten Organisationen, Behörden und der Stadt Erlensee, die
Einsatzleitung und Abschnittsleiter im Rathaus Erlensee zu einer
Nachbesprechung. Allen wurde im Nachhinein klar, welche logisti-
sche Meisterleistung bei dem Einsatz vollbracht worden war. An-
gefangen in Sachen Löschwasser und Schaummittel bis hin zur
kurzfristigen Verpflegung von über 440 Personen.
In der Einsatznachbesprechung konnten wichtige Erkenntnisse für
die Zukunft gewonnen werden – nicht nur für Einsätze auf dem zu-
künftigen Gewerbepark Fliegerhorst Langendiebach, sondern
auch für mögliche Großschadenslagen im gesamten Kreisgebiet.
Es stellte sich beispielsweise heraus, dass Einsatzabschnitte mit
Namen und nicht mit Nummern gekennzeichnet werden sollten,
um eine Verwechslung auszuschließen.
Als kurzfristige Maßnahme wurde im Anschluss die Alarm- und
Ausrückeordnung der Feuerwehr Erlensee dahingehend geän-
dert, dass bei einem Feueralarm auf dem Fliegerhorstgelände
sofort Tanklöschfahrzeuge von außerhalb mitalarmiert werden.
Diese Änderung galt bis zur Fertigstellung der zweiten Löschwas-
serringleitung. Sie ist mittlerweile fertiggebaut.
Fazit
„Dieser Einsatz wird vielen Kameradinnen und Kameraden ein
Leben lang in Erinnerung bleiben. Was als Dachstuhlbrand be-
gann, entwickelte sich innerhalb weniger Stunden zu einem der
größten Einsätze, den unsere Region jemals erlebt hat“, so der
Einsatzleiter. Es gab viele Umstände, die den Einsatzkräften
Schwierigkeiten bereiteten, angefangen von der Infrastruktur
über die Kampfmittelrückstände auf dem Gelände bis hin zu
der extremen Witterung, galt es viele Faktoren in der Einsatz-
planung zu berücksichtigen. Zum Glück befand sich das Gelän-
de außerhalb des Ortes und war nicht für die Öffentlichkeit zu-
gänglich. Dadurch konnten sich die Einsatzkräfte auf die Lösch-
und Einsatzmaßnahmen konzentrieren und mussten sich nicht
um Verkehr oder Schaulustige kümmern. Außerdem bestand so
für die Bevölkerung eine geringere Gefahr durch den Brand-
rauch.
Die Zusammenarbeit aller eingesetzten Einsatzkräfte und Ret-
tungsorganisationen hat grundsätzlich sehr gut funktioniert.
Durch die gute Ausbildung der Einsatzkräfte sowie das vorsichti-
ge Vorgehen gab es keine größeren Verletzungen. Von den mehr
als 440 eingesetzten Einsatzkräften zogen sich lediglich drei
Feuerwehrangehörige leichte Verletzungen zu.
Sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Rettungskräften
war das Thema Wasserversorgung ein großer Diskussionspunkt.
Die Wasserversorgung auf dem Gelände war zum Einsatzzeit-
punkt nicht abschließend fertiggestellt. Durch die Nachalarmie-
rungen standen ausreichend Großtanklöschfahrzeuge und auch
Schlauchwagen zur Verfügung, allerdings war die Koordination
der vielen Einheiten eine Mammutaufgabe und stellte die gesam-
te Einsatzleitung vor große Herausforderungen. Hierzu wurden
bei den Nachbesprechungen für zukünftige Einsätze verschiede-
ne Lösungsansätze diskutiert.
Das eigentliche Brandobjekt konnte zwar nicht gerettet werden,
allerdings verhinderte der gewaltige Personal- und Materialein-
satz eine Brandausbreitung auf weitere Gebäude. Auch die Aus-
breitung der Bodenfeuer stoppte die Feuerwehr, bevor diese auf
weitere Gebäude oder auf Material und Maschinen der Baufirmen
übergreifen konnten.
Die weiteren Probleme auf dem Gelände, wie Kampfmittelbelas
tung sowie das fehlende Straßen- und Wegenetz, erledigen sich
durch die fortschreitende Konversions- und Baumaßnahmen nach
und nach. Zwischenzeitlich hat der Kampfmittelräumdienst weite-
re Flächen freigeräumt, Straßenzüge wurden fertiggestellt und die
Wasserversorgung mit mehreren großen Zisternen ist aktiv.
Text: Kevin Paulus und Sebastian Herchenröther
Fotos: Erlensee Aktuell, Thilo Waitz, Andreas Matz, Kevin
Paulus, Georg Paulus, Johannes Wess
Grafik: Kevin Paulus, HMdIS