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28 FLORIAN HESSEN 9 | 2015

IM FOKUS

Hintergrund: Was ist ein Erdbeben?

Was ist ein Erdbeben?

Als Erdbeben werden messbare Erschütte-

rungen des Erdkörpers bezeichnet. Sie

entstehen durch einen plötzlichen Span-

nungsabbau entlang von Brüchen in der

Erdkruste. Dieser Spannungsabbau ist eine

Folge der Bewegung der Erdplatten (Plat-

tentektonik), die von der oberflächlichen

Erdkruste bis in den Erdmantel reichen. Die

dabei freiwerdende seismische Energie

läuft in Form vonWellen durch die Erde und

verursacht die als Beben wahrgenommene

Erschütterung.

Wie wird es lokalisiert?

Das Hypozentrum (Erdbebenherd) ist der

Punkt im Erdinneren, an dem der Bruch der

Gesteine beginnt. Der Punkt an der Erd-

oberfläche genau darüber ist das Epizent-

rum. Die Lage eines Erdbebenherdes wird

durch die geographischen Koordinaten

(Längen- und Breitengrad) und die Herd-

tiefe (in Kilometer) angegeben. Es werden

mindestens die Seismogramme von drei

Messstationen benötigt, um den Ort eines

Erdbebens bestimmen zu können.

Manmisst die P-Wellen (Primärwellen), die

am schnellsten laufenden seismischen

Wellen und die S-Wellen (Sekundärwellen),

die sich etwas langsamer im Untergrund

ausbreiten. Wegen dieses Unterschiedes

in der Ausbreitungsgeschwindigkeit kom-

men die Wellen an den Messstationen zu

unterschiedlichen Zeiten an. Aus dem Zeit-

unterschied zwischen dem Eintreffen der

P-Welle und der S-Welle kann die Entfer-

nung des Erdbebens bestimmt werden.

Prinzip der Lokalisierung

Zeichnet man auf einer Karte um drei Sta-

tionen je einen Kreis mit der berechneten

Entfernung als Radius, dann schneiden sich

die drei Kreise im Idealfall im Zentrum des

Erdbebenherdes. Die genaue Bestimmung

des Erdbebenherdes nimmt dabei mit zu-

nehmender Stationsanzahl zu. Heute kann

aus den Daten vieler Stationen in nur weni-

gen Sekunden die Lage des Erdbebenher-

des berechnet werden.

Stärke eines Erdbebens

Zur Beschreibung der Erdbebenstärke

muss man zwischen zwei Skalen unter-

scheiden. Diese sind dieMagnitude und die

Intensität. Die Magnitude ist ein Maß für

die bei einem Erdbeben freigesetzte Ener-

gie. Die Intensität beschreibt die örtliche

Schadenswirkung bzw. die Wahrnehmung

durch denMenschen. Ein Erdbeben hat nur

eine Magnitude, in der Regel nimmt aber

die wahrgenommene Intensität mit zuneh-

mender Entfernung vom Erdbebenherd ab.

Magnitude

Magnituden werden oft nach der

Richter-

skala

angegeben. Die Magnitude eines

Erdbebens kann bestimmt werden, wenn

ein Seismograph die Bodenbewegung auf-

zeichnet. Die größte Bodenbewegung be-

stimmt zusammenmit der Entfernung zum

Epizentrum den Wert der Magnitude. Da

diese ein logarithmisches Stärkemaß ist,

bedeutet ein Zuwachs um eine Magnitu-

deneinheit (z.B. von 2 auf 3) eine 10-Fach

größere Bodenbewegung und eine Steige-

rung der Bebenenergie um etwa das

30-fache.

Intensität

AlsMaß der örtlichen Schadenswirkung auf

Bauwerke bzw. für dieWahrnehmung durch

denMenschenwird die Intensität eines Erd-

bebens verwendet. Die in Europa übliche

EMS-98

Intensitätsskala

beschreibt die

Auswirkungen von Erdbeben in 12 Stärke-

graden. Danachwird die Intensität II gerade

verspürt, ab Intensität VI können erste Ge-

bäudeschäden auftreten.

Wo gibt es Erdbeben in Hessen?

Die Gebietemit erhöhter natürlicher Erdbe-

benaktivität in Hessen sind: Nördlicher

Oberrheingraben (mit seinen Randgebieten

wie dem Mainzer Becken, dem Taunus und

dem Odenwald), das Mittelrheintal, das

Fuldatal und das Lahngebiet.

Die stärksten Erdbebenereignisse der letz-

ten Jahrzehnte (Magnitude >3,5) in Hessen

seit 1990 und mit Auswirkungen auf Hes-

sen sind in der folgenden Tabelle zusam-

mengestellt.

Beispiel einer

Lokalisierung mit drei

Messstationen (blaue

Dreiecke). Der Radius

der Kreise entspricht

dabei der Entfernung

zum Epizentrum, dieses

liegt am Schnittpunkt

der drei Kreise

Warum bebt die Erde im Oberrheingraben?