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IM FOKUS

FLORIAN HESSEN 9 | 2015 27

gestört. Für die Gemeinde Mühltal wurde

ein Teilbereich des Krisenstabes in die

Übung einbezogen. Die Einheiten der über-

örtlichen Hilfe sammelten sich in einem

Bereitstellungsraum ohne Alarmierung.

Der operativ-taktische Stab (KatS-Stab)

und der administrative Verwaltungsstab

des Landkreises Darmstadt–Dieburg wa-

ren nicht eingesetzt.

Szenario

Das Erdbeben beunruhigte zahlreiche Ein-

wohner. Sie vermuteten eine Explosion in

einemGewerbebetrieb. Tatsächlich kames

in einem Betrieb zu einem Entstehungs-

brand. Aufgrund der eingehenden Notrufe

hat die Zentrale Leitstelle Darmstadt-Die-

burg gemäß der Alarm- und Ausrückeord-

nung, mit dem Stichwort: „Feuer F 3 Y“

alarmiert. Es folgten in schneller Reihen-

folge weitere Meldungen über zahlreiche

Ereignisse und Schäden. Der Landkreis

warnte die Bevölkerung mit Sirenen und

KatWarn.

Einsatzschwerpunkte

Bei der Übung gab es neben demAkut- und

Ersteinsatz bei einem Großbrand in einem

Gewerbebetrieb zahlreiche weitere Ein-

satzschwerpunkte.

So drohte ein Wohngebäude zum Teil ein-

zustürzen. Das Treppenhaus war beschä-

digt. Zwei ältere Bewohner im Oberge-

schoss mussten hier von der Feuerwehr

mittels Drehleiter gerettet werden. Das

Technische Hilfswerk sicherte und stützte

etliche beschädigte Gebäude. Ein Perso-

nentriebwagen war im Einsatzbereich ent-

gleist, da es in der Nähe eines Bahnüber-

ganges zu einer Verschiebung der Gleise

kam. Hier waren zehn Personen betroffen,

aber unverletzt. Eineweitere Hauptaufgabe

war die Errichtung einer Notunterkunft und

Betreuungsstelle im Bürgerhaus Traisa.

Durch das Erdbeben war die Infrastruktur

teilweise gestört oder ausgefallen. Neben

den Bewohnern der beschädigten Gebäude

mussten auch die Bewohnerinnen und Be-

wohner eines Altenheimes versorgt wer-

den, da hier die Energie- und Wasserver-

sorgung ausgefallen war.

Für die Übungwurden zudem19 Einsatzstel-

len vorbereitet und eingespielt. Im Vorfeld

hatte die Übungsleitungmit den Bewohnern

oder Betreibern verschiedene Schadens-

merkmale an deren Gebäude vereinbart.

Dabei handelte es sich um defekte, ange-

schlagene Schornsteine, Dächer, Wände

oder Photovoltaikanlagen. Hinzu kamen

Meldungen über Gasgeruch in einemWohn-

haus, Chlorgasgeruch imSchwimmbad oder

ein Baukran, der drohte umzustürzen.

Einsatzleitung

Im Feuerwehrgerätehaus Traisa, das vom

Erdbeben verschont geblieben war, arbei-

teten die Technische Einsatzleitung und ein

Krisenstab der Gemeindeverwaltung. Die

angeforderten Einheiten sammelten sich

im Bereitstellungsraum am Feuerwehrge-

rätehaus Mühltal/Nieder-Ramstadt. Die

Informations- und Kommunikationsgruppe

errichtete und betrieb eine Fernmeldezen-

trale. Die Einsatzleitung priorisierte nach

Eingang der gestaffelten Schadensmeldun-

gen die Einsatzstellen und wies sie den

zwischenzeitlich eingetroffenen Einsatz-

kräften zu. Vorausgegangen war dem eine

Erkundung mit den Einsatzleitwagen 1.

Erkenntnisse und Beurteilungen

Für die Einsatzaufgabe mit einembegrenz-

ten Schadensgebiet standen ausreichende

Einsatzkräfte und Einsatzmittel zur Verfü-

gung. Die gesamte Kommunikationmittels

Digitalfunk lief problemlos. Bei der Aus-

stattung wurde eine punktuelle Besserung

für die Notstromversorgung in Gebäuden

ohne feste Einspeisung festgestellt. Positiv

wurde auch der Einsatz der Melder mittels

Kraftrad beurteilt sowie die Überprüfung

des Einsatzkonzeptes der mobilen Tank-

stelle. Bei der Übung wurde ca. 480 Liter

Dieselkraftstoff an Einsatzfahrzeuge abge-

geben. Bei der Erkundung hat sich insbe-

sondere der Einsatz der Fachberater Bau

des Technischen Hilfswerkes bewährt. Be-

reits bei den Einsätzen imvergangenen Jahr

konnte so eine schnelle Beurteilung und

Festlegung der Standsicherheit der Ge-

bäude und der Aufgabenstellung für die

Einsatzkräfte getroffen werden.

Der Arbeitsablauf zur Bildung einer Notun-

terkunft, die Registrierung, Betreuung und

Versorgung der Personen durch die betref-

fenden Einheiten des Betreuungsdienstes

sowie der Notfallseelsorge bedürfen aber

einer Verbesserung.

Insgesamt wurde die Übung von allen Be-

teiligten sehr positiv bewertet. Die Feuer-

wehren dvon Mühltal und die Gemeinde

konnten von der Planung und von der Übung

wesentliche Erkenntnisse gewinnen, um

beimzukünftigen Einsatzstichwort „Erdbe-

ben“ gerüstet zu sein.

Text: Ralph Stühling, Kreisbrand­

inspektor Darmstadt – Dieburg

Fotos: Pressegruppe Feuerwehr

Darmstadt-Dieburg

Die Einsatzleitung gab

die Schadensmeldungen

an die Einsatzstellen

weiter, wonach

Helferinnen und

Helfer die Verletzten

versorgten.