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FLORIAN HESSEN 6 | 2016 23

AUS DEM EINSATZTAGEBUCH

Laubuseschbach

Einen Einsatz der besonderen Art hatte am

29. August 2016 die Freiwillige Feuerwehr

Laubuseschbach (Landkreis Limburg-Weil-

burg). Ein aufmerksamer Spaziergänger

entdeckte an einer Bundesstraße einen

Mäusebussard. Dieser hatte sich bei der

Jagd auf ein Eichhörnchen mit seinen Kral-

len hoffnungslos in einer schmalen Baum-

spalte eingeklemmt. Der Waldbesucher

verständigte den örtlichen Vogelschutz-

wart, der umgehend zum Ort des Gesche-

hens eilte. Da sich der Greifvogel in etwa

fünf Metern Höhe am Stamm des Höhlen-

baumes befand, kam er schnell zu der

Erkenntnis, dass professionelle Hilfe erfor-

derlich sei, informierte den stellvertreten-

den Wehrführer und bat ihn um Hilfe. Es

dauerte – ohne offizielle Alarmierung –

keine zehn Minuten, bis die Einsatzkräfte

mit dem LF 8 TH vor Ort eintrafen. Dort

befreiten sie den erschöpften Vogel mit

Hilfe einer Steckleiter aus seiner lebensbe-

drohlichen Lage. Dies gestaltete sich

schwierig, da sich der Fang (Fuß) des Mäu-

sebussards stark eingeklemmt hatte und

der Vogel sehr aufgeregt war. Selbst eine

Notamputation zogen die Einsatzkräfte

kurzzeitig in Erwägung. Glücklicherweise

gelang die Rettung auch ohne diesen Ein-

griff.

Auf Anraten der Feuerwehr-Leitstelle

brachte Thorsten Reuter, ein passives Mit-

glied der Feuerwehr Laubuseschbach, den

Greifvogel zur Erstversorgung in eine Tier-

klinik nach Löhnberg, nahe Weilburg an

der Lahn. Dort erfolgte umgehend und

kostenfrei die tierärztliche Versorgung.

Bereits am nächsten Vormittag kam der

„Patient“ in die Vogelpflegestation des

NABU (Naturschutzbund Deutschland) in

Solms-Oberbiel zur weiteren Pflege. Nach-

dem sich dieser inzwischen gut von seiner

Aufregung und dem „Unfall“ erholt hat,

wird er schon bald wieder in seiner Heimat

– am „Hartmannsholz“ im Hintertaunus –

in die Freiheit entlassen werden können.

Wem das zu viel an Aufwand für einen

Wildvogel erscheint, dem seien die Worte

des Schriftstellers Berthold Auerbach

(1812-1882) ans Herz gelegt:

„Der untrüglichste Gradmesser für die Her-

zensbildung eines Volkes und eines Men-

Feuerwehr rettet Greifvogel aus einem Baum

Tierische Einsätze

Dass selbst ein Vogel eine „Höhenrettung“ auslösen kann, zeigt dieser Artikel eines, mit dem Fang eingeklemmten,

Mäusebussards. Die Freiwillige Feuerwehr Laubuseschbach rettete ihn. Der FLORIAN Hessen hofft, dass er sich künftig

wieder, seinem Namen entsprechend, eher Mäuse als Eichhörnchen als Futter sucht.

Der Mäusebussard (Buteo buteo)

kommt in fast ganz Europa vor. Er ist

unser häufigster heimischer Greif­

vogel mit einer Spannweite bis zu

136 cm und einem Gewicht von

800 – 1200 Gramm. Der Vogel kann

bis zu 26 Jahre alt werden und ist

reviertreu. Seine Lebensräume sind

offene Landschaften mit angrenzen-

den Wäldern.

Portrait des

geretteten Vogels.

schen ist, wie sie die Tiere betrachten und

behandeln.“

Text: Thomas Kramer, FF Laubus­

eschbach

Fotos: Paul Luttenberger und Reiner

Ostheimer

Der Bussard mit Verband in der

Pflegestation Solms-Oberbiel.

Die Feuerwehr Laubuseschbach bei

Vornahme der Steckleiter