FLORIAN HESSEN, Ausgabe 1/2018

12 FLORIAN 1 | 2018 TITELGESCHICHTE Gebäude in Frankfurt mussten wir gutes Fachpersonal entwickeln, das sich traut, eigenständig große Projekte zu betreuen, auch wenn mal das Verständnis auf der anderen Seite fehlen sollte. Leider gibt es in Deutschland ja 16 Länderbauvorschriften. Hier müssten wir einheitliche Konzepte für Mindestanforderungen entwickeln, dann gäbe es auch weniger Gesprächsbedarf bei der Umsetzung. Auch zum Thema brennbare Fassaden beziehungsweise Dämm- stoffe sind wir von der Feuerwehr nicht ausreichend gehört wor- den – bis zu dem verheerenden Brand des Greenfell Tower in London. Jetzt überschlagen sich hier die Diskussionen und Forde- rungen. Für uns besteht die Herausforderung nun darin, mit dem Thema, das ja gesellschaftlich sehr relevant ist, vernünftig und wirtschaftlich umzugehen. W AS HAT I HNEN INSGESAMT BEIM E RREICHEN I HRER Z IELE S CHWIERIGKEITEN BEREITET ? Der Wust an Rechtsvorschriften ist schon beachtlich. Bleiben wir beim vorbeugenden Brandschutz: Seit ich in Frankfurt bin, sind hier aus 5.000 DIN-Normen mittlerweile 20.000 geworden. Tat- sächlich glaube ich, dass wir ein innovationsfeindliches Land sind – und das liegt vor allem an starken Lobbyisten. Die Lobby haben hierzulande nicht nur die Autoindustrie, sondern auch die Hersteller von Feuerlöschern. Nachweislich kann kaum einer die- se überdimensionierten Geräte bedienen, aber ihre Anschaffung und Wartung sind in den geltenden Richtlinien klar vorgeschrie- ben. Gegen diese Lobby kommt dann eine Innovation, wie die Löschdose, deren Anwendung auch in einem Krankenhaus oder Kindergarten wirklich jeder versteht, nicht an. Es wäre zu wün- schen, dass sich die Politik in diesem Bereich stärker als bisher einbringt. Das Thema reizt mich wirklich, und daher werde ich mich auch weiterhin bundesweit engagieren. A KTUELL IST IN DER G ESELLSCHAFT DAS T HEMA D IGITALISIERUNG ÜBERALL PRÄSENT . W AS BEDEUTET DIE D IGITALISIERUNG FÜR DIE A UFGABEN UND DEN A UFTRAG EINER F EUERWEHR ? Natürlich ist das Thema Web 4.0 auch in der Feuerwehr ange- kommen. Wir schauen beispielsweise, inwieweit Robotertechnik unsere Einsatzkräfte unter- stützen kann. Eines ist klar: Der Mensch in seiner Ur- Form wird bei der Feuerwehr niemals ersetzbar sein, denn jeder Einsatz ist anders. Der Umgang mit Daten ist für uns aber ein sehr spannendes Thema. Das reicht von der Möglich- keit, jemanden im Gebäude zu orten, bis hin zur digitalen Daten- vermittlung an Kliniken. Ich befürworte einen Chip unter der Haut, der im Notfall – und nur dann – aktiviert wird und signali- siert, wo ich bin, was für Krankheiten ich habe und so weiter. Für Handys könnte man auch Warn-Apps als Grundausstattung vor- schreiben. Die gute alte Sirene im Notfall lässt sich aber nicht ersetzen. Auch die digitale Kommunikation ist ein superwichtiges Thema, in das wir in den vergangenen Jahren stark investiert haben. Als Feuerwehr sind wir mit unserem Twitter-Account bundesweit füh- rend, denn wir haben erkannt, dass wir die Menschen im Ernstfall am besten über Social-Media-Kanäle erreichen. Vorstellbar sind auch dreidimensionale Einsatzpläne, damit sich die Feuerwehr- angehörigen in allen Gebäuden zurechtfinden können. Es gibt Möglichkeiten ohne Ende, und insofern ist auch für uns die Digi- talisierung das Arbeitsfeld der Zukunft. D AS BRINGT UNS ABSCHLIE ß END ZUM T HEMA P ERSONAL : H ERR R IES , WIE MÜSSTEN SICH AUS I HRER S ICHT DER ÖFFENTLICHE D IENST UND SPEZIELL DIE F EUERWEHREN AUFSTELLEN , UM AUCH KÜNFTIG QUALIFIZIER - TES UND MOTIVIERTES P ERSONAL ZU GEWINNEN UND ZU HALTEN ? Personal ist und bleibt für uns der wichtigste Faktor. Leider ist der öffentliche Dienst insgesamt finanziell schlecht aufgestellt – zum Teil sind die Schwerpunkte falsch gesetzt. Natürlich muss auch bei der Feuerwehr das Geld stimmen, denn nur dann kann ich gu- tes und qualifiziertes Personal halten. Die Frage ist doch: Was braucht eine Stadt, was brauchen die Bürgerinnen und Bürger wirklich? Und ganzheitlich betrachtet lautet die Antwort: eine gut funktionierende Infrastruktur. Dazu gehört die Müllabfuhr ebenso wie der Katastrophenschutz. Und dazu sollten sich die Verant- wortlichen – über alle Kirchtürme hinweg – langfristig bekennen. Das Interview führte Nicole Unruh im Auftrag der Branddirektion Frankfurt am Main. F OTOS : B RANDDIREKTION F RANKFURT AM M AIN „Digitalisierung ist das Arbeitsfeld der Zukunft“ Anzeige: Brandschutztechnik Müller GmbH An der Bahn 2 | 34289 Zierenberg | Tel. 05606 51820 Online-Katalog und Informationen unter www.brandschutztechnikmueller.de Brandschutztechnik Müller GmbH An der Bahn 2 | 34289 Zierenberg | T l. 05606 51820 BEKLEIDUNG für die KINDERFEUERWEHR WIE DIE GROSSEN! Auch für den jüngsten Feuerwehrnachwuchs gibt es nun einheitliche Bekleidung, die praktisch, widerstandsfähig und gleichzeitig bequem ist. 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