ANZEIGE Hand für Disziplin. Die allgemeine Militarisierung der Gesellschaft überträgt sich auch auf Kinder und Jugendliche. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs melden sich viele 17-Jährige begeistert freiwillig an die Front. Zahlreiche Freiwillige Feuerwehren werden im Kaiserreich gegründet. Ab den 1880er Jahren entstehen auch erste Jugendfeuerwehren. Diese sind jedoch keine Organisationen der Jugendpflege, sondern aktive Brandschützer (z. B. Schülerfeuerwehren oder Einsatzabteilungen auf Inseln). Vereinzelt frühe Jugendfeuerwehren In der Jubiläumsschrift zum 110-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Wiesbaden im Jahr 1982 ist nachzulesen: „Während man im Kreisverband in der Frage einer Jugendfeuerwehr noch über Altersgrenzen uneins war, hatte das 1850 gegründete Wiesbadener Pompier-Korps sich als erste und auch einzige im Kreisverband 1890 mit der Gründung einer Jugendfeuerwehr durchgesetzt. Im Jahre 1890 auf ihrem 40-jährigen Stiftungsfest, stellte sie zum ersten Mal ihre Jugendfeuerwehr der Öffentlichkeit vor.“ Diese frühen Jugendfeuerwehren bilden jedoch eher eine Ausnahme. Nach der Gründungswelle der Freiwilligen Feuerwehren im letzten Quartal des 19. Jahrhundert ebbt die Begeisterung zu Beginn des 20. Jahrhundert merklich ab. Auf dem 18. Deutschen Feuerwehrtag 1913 in Leipzig spricht Oberbrandmeister Hämel aus Bogutschütz ein offenes Wort „… über den Nachwuchs der freiwilligen Feuerwehr.“ „Die Erfahrungen über den Nachwuchs sind leider nur trauriger Art, da die Söhne von Mitgliedern sehr wenig Lust zeigen, in Feuerwehrsachen den Beispielen ihrer Väter zu folgen. Der heutigen Jugend fehlt der Ernst. Tanzen, Kneipen und allerlei Sport findet mehr Anklang. Die Ideale sind bei der heutigen jüngeren Generation geschwunden. Tingel-Tangel, Varieté, Kino etc. stehen im Vordertreffen. Außerdem hält sich jeder junge Mann für einen Crösus und erhebt sich über die Allgemeinheit, auch wenn er nur durch seines Vaters Geldbeutel in der Lage ist, Geld zu haben.“ 20. Jahrhundert Der 1. Weltkrieg führt durch die hohen Verluste an den Fronten zu Hause zur Bildung von Jugendabteilungen von Feuerwehren, um die gelichteten Reihen im Einsatzdienst zu schließen. Um 1925 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung schon bei knapp 60 Jahren. Viele Kinder dieser „Nachkriegsgeneration“ müssen ohne Vater aufwachsen, andere sind vom Krieg traumatisiert. Breite Bevölkerungsschichten verelenden. Millionen Kriegstote haben große Lücken auch in den Reihen der Feuerwehren hinterlassen. Eine effektive Jugendarbeit, u. a. nach dem Vorbild der Pfadfinder, führt nun zur Bildung erster Jugendfeuerwehren nach heutigem Verständnis. Außerhalb der Schule werden Kinder und Jugendliche, getrennt nach Alter und Geschlecht, in der einzig zugelassenen Jugendorganisation, der Hitlerjugend (HJ), ideologisiert. Lagerfeuerromantik, Geländespiele etc. dienen der vormilitärischen Ausbildung der Jungen. Mädchen werden auf ihre Rolle als „deutsche Mutter“ reduziert. Im HJ-Streifendienst leisten nach Kriegsbeginn eigens ausgebildete Hitlerjungen wie erwachsene Männer Feuerwehrdienst. Gegen Kriegsende kommen auch Frauenabteilungen zum Einsatz. Trotz dieser hohen Einsatzerfahrung, die sie dabei gewinnen, ist für die Frauen mit dem Kriegsende der Feuerwehreinsatzdienst vorbei. Feuerwehr wird für die nächsten Jahrzehnte wieder Jugendfeuerwehr Wiesbaden, 1890 auf dem 40. Stiftungsfest des Pompiers-Corps Wiesbaden zur reinen Männersache. FLORIAN HESSEN 12/2014 13
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