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50 Jahre Jugendfeuerwehr Ein Streifzug durch die Geschichte 1966 veranstaltet die JF Lorsch ein großes Zeltlager in Tromm. Die Begleitmusik ist noch handgemacht und funktioniert noch ohne Steckdose. Das 50-jährige Bestehen der Hessischen Jugendfeuerwehr (HJF) bietet einen willkommenen Anlass, einen weiter zurück reichenden Blick auf die Einbindung von Kindern und Jugendlichen in den Brandschutz zu wagen. Hierbei zeigt sich erneut, dass Brandschutz- und Feuerwehrgeschichte nicht von der Alltagsgeschichte zu trennen ist. Die Geschichte der Jugend im Brandschutz ist eine bewegte Geschichte. Jugend und Feuerwehr in frühen Zeiten Nach unseren heute in Europa verankerten ethischen Maßstäben stellen die Zustände zu Beginn des 17. Jahrhundert eine humanitäre Katastrophe dar. Von 1618–1648 tobt der Dreißigjährige Krieg, der mit unvorstellbarer Grausamkeit ausgetragen wird. Auch die hessischen Gebiete sind davon betroffen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 35 Jahren. Eine Kindheit im heutigen Sinn ist unbekannt. Kinder werden als kleine Erwachsene gesehen und möglichst rasch in die Arbeiten des Alltags eingebunden. Verlobung und Ehe arrangieren meist die Eltern. Mädchen können bereits ab dem 7. Lebensjahr verlobt werden, die Heiratsfähigkeit beginnt mit 13 Jahren. Wegen der hohen Sterblichkeitsrate von Frauen im Wochenbett sind Männer häufig mehrfach verheiratet. Eine ausgebildete und effektiv organisierte Feuerwehr gibt es nicht. Im Brandfall werden die Erwachsenen mit Tätigkeiten beauftragt, die ihrem Berufsbild entsprechen. Kinder, junge Mädchen und Frauen haben keinen Beruf und müssen sich in die Eimerkette einreihen. Um 1850 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei knapp 40 Jahren. Doch die Hälfte aller Kinder wird noch nicht einmal fünf Jahre alt. Einseitige Ernährung und mangelnde Hygiene führen häufig zu Krankheitswellen mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Die beginnende Industrialisierung schafft Arbeitsplätze in Fabriken. Kinder müssen bereits mit vier Jahren in der Textilindustrie oder im Bergbau schuften und das zwischen 10 und 16 Stunden am Tag; auch das ist heute unvorstellbar. Mit Auflösung der Zünfte endet die uneffektive Organisation der Löscharbeiten nach Berufsgruppen. Für Kinder, junge Mädchen und Frauen bleibt einstweilen das Eimerschleppen. Erst um die Mitte des 19. Jh. kommen die ersten wirklichen Feuerwehren auf, die auch tatsächlich in der Lage sind, einem Brand effektiv entgegen zu treten. Vielerorts verfolgt die Obrigkeit die Gründung dieser Bürgerinitiativen jedoch skeptisch oder verhindert sie manchmal sogar. Um 1900 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bereits bei knapp 50 Jahren. Im Schulalltag sorgen die Lehrer mit harter 12 FLORIAN HESSEN 12/2014


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