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FLORIAN HESSEN 09/2014 gen aus dem 9. OG hatten die Einsatzkräfte zu Beginn in die Irre geführt. Der betroffene Keller konnte direkt über den Treppenraum über Türen mit Brandschutzanforderungen erreicht werden. Diese waren bereits extrem heiß und ließen hohe Brandraumtemperaturen vermuten. Mittels Fognail gelang eine marginale Temperaturreduzierung; die Türen konnten allerdings nun geöffnet werden. Die Luftzufuhr führte gegen 05:50 Uhr zu einer Durchzündung im Keller, wobei Fensterscheiben in Lüftungsschächten barsten und dies im „EA Hinten“ zu einer Rauchfahne über die gesamte Gebäudehöhe führte. Jetzt gerieten einige Bewohner und Bewohnerinnen in Aufregung, die sich bis dahin auf den Balkonen dieser Gebäudeseite sicher wähnten. Insbesondere zwei Familien mit kleinen Kindern im 10. und 11. OG verstanden die Aufforderung der Feuerwehr nicht, zurück in ihre rauchfreien Wohnungen zu gehen. Der Abschnittsleiter Wasserversorgung, ein ausgebildeter Atemschutzgeräteträger und Notarzt, begab sich daraufhin mit einem Trupp über den teilverrauchten Treppenraum der Rückseite zu diesen Familien und konnte sie beruhigen. Um die Rauchausbreitung einzudämmen und den Brandraum zu kühlen, fluteten die Einsatzkräfte den Kellerbereich über die beiden Einsatzabschnitte Vorne und Hinten mit Schaum. Die Lagebesprechungen erfolgten zunächst stündlich, danach in größeren Abständen im ELW 2. Hieran nahm um 07:45 Uhr auch der Brandschutzaufsichtdienst des Regierungspräsidiums und des Innenministeriums teil. Um 11:20 Uhr meldeten die Einsatzkräfte „Feuer aus“ und leiteten gezielte Belüftungsmaßnahmen ein. Hierbei half die Werkfeuerwehr Behring mit ihrem Großlüfter. Die Räumung wurde um 14:00 Uhr abgeschlossen. Das Wohnhochhaus galt aufgrund der fehlenden Infrastruktur (Gas, Wasser, Strom) als unbewohnbar. Nachbetrachtung Für die Freiwillige Feuerwehr der Universitätsstadt Marburg war dieser Einsatz sicher ein besonders herausragendes Schadensereignis. „Mehr als 220 Personen befanden sich bei Eingang des ersten Notrufes im Brandobjekt. Mehr als 100 Personen mussten von unserer Feuerwehr gerettet und 23 Verletzte zur Versorgung in ein Krankenhaus gebracht werden. Glücklicherweise wissen wir heute, dass keine irreversiblen Personenschäden zurückblieben“, so die Leiterin der Marburger Feuerwehr Carmen Werner. Die Brandausbruchstelle lag im Kellergeschoss. Die Brandlast in den Kellerverschlägen war nicht ungewöhnlich hoch; es brannten unter anderem Möbel und Bücher. Das Landeskriminalamt konnte eine technische Ursache ausschließen. Die Ermittlungen dauern an. Es stellten sich die Fragen: Warum hat es diese gewaltige Rauchausbreitung gege- Luftaufnahme der Einsatzstelle. Fluten des Kellers mit Mittelschaum. Sammelstelle Atemschutzgeräteträger im Einsatzabschnitt Bereitstellungsraum.


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