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eine kleine Geschichte. Hinzu kommen im Zwischentrakt noch drei Vitrinen mit außergewöhnlichen Objekten, die in dieser Zusammenstellung einmalig sein dürften. Am Beispiel dieser umfangreichen Sonderpräsentation wird erneut deutlich, dass Feuerwehrgeschichte nicht von der allgemeinen Zeitgeschichte abgetrennt werden kann, sondern dass sie vielmehr ein unverzichtbarer Bestandteil derselben ist. Noch bis Ende des Jahres kann man im Feuerwehrmuseum diese einzigartige Zeitreise durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts antreten. Gleichzeitig kann man dabei die Handlungsmaxime des DFM nachvollziehen: „Der Respekt, den wir gegenüber den historischen Objekten an den Tag legen, ist Ausdruck des Respekts, den wir gegenüber der Lebensleistung der Feuerwehrleute zeugen müssen.“ Ausblick Viel ist in den 50 Jahren geschehen. Die heutige, museumspädagogisch durchgestylte Präsentation erinnert nur entfernt an das in den 1960er Jahren im ehemaligen Jesuitenkolleg der Stadt Fulda liebevoll arrangierte Provisorium. Museen haben sich von verstaubten Asservatenkammern hin zu vielfältigen kulturellen Dienstleistern entwickelt. Ihr Spektrum reicht von der Beantwortung fachlicher Anfragen, über eine professionelle Besucherbetreuung, von zielgruppenorientierten Führungsangeboten über Angebote zur Abhaltung von Familien und Firmenfeiern, vom Seminarraum für Fachgremien der aktuellen Feuerwehren bis hin zur Outdoor-Präsentation von historischen Einsatzfahrzeugen. Die Webpräsenz ist heute ebenso selbstverständlich Zahlreiche, zum Teil sehr persönliche Gegenstände machen den Mensch Albert Bürger erfahrbar. Besonders anrührend ist der selbstgenähte Teddybär der deutschen Jüdin Selma Kahn, ein Hochzeitsgeschenk an das Ehepaar Albert und Maria Bürger 1938. wie ein Audio-Guide zur optimalen Betreuung von Einzelbesuchern. Klar, dass das Deutsche Feuerwehr- Museum als Leitmuseum des deutschen Brandschutzes vor Jahren als erstes deutsches Feuerwehrmuseum (und als drittes weltweit) nach den strengen Richtlinien des Weltfeuerwehrverbandes CTIF zertifiziert worden ist. Auch der erste deutsche Feuerwehroldtimer, der sich mit einem Zertifikat des CTIF schmücken durfte, findet sich nicht nur in der Dauerausstellung des Museums in Fulda, sondern auch im am 19. Januar 2013 eröffneten „Virtuellen Museum.“ Dieses bisher vollständig von der vfdb finanzierte Projekt konnte allein im Monat März über 4.000 Besucher verzeichnen, Tendenz steigend. Allerdings kann man darin nur eine Handvoll der Schätze besichtigen, denn letztendlich gilt es doch, die Generation der ab 1980 geborenen „Digital Natives“ vom Bildschirm in die reale Ausstellung zu holen. „Digital Natives“, das sind die ins digitale Zeitalter hineingeborenen jüngeren Menschen, für die virtuelle Welten ein selbstverständlicher Bestandteil ihrer Alltagsrealität sind. Nach dem Grundsatz, dass man die Menschen möglichst dort abholen soll, wo sie stehen, kommen Museumsmacher zunehmend nicht mehr an derartigen Projekten vorbei. Darüber hinaus darf man im virtuellen Museum vieles, von dem man aus konservatorischen Gründen im Museum Abstand nehmen muss. Da kann man sich nicht nur in die Autos setzen, auf die Dächer steigen, nach Herzenslust Türen öffnen, sondern sogar mit seinem Avatar durch die Ausstellung und die Geräte hindurch fliegen. Der französische Ingenieur Jacques Besson präsentierte 1569 in seinem Maschinenbuch eine fahrbare Feuerspritze. Obwohl diese sogar grafisch mehrfach kopiert worden ist, lässt sich bis heute kein einziges real gebautes Exemplar nachweisen. Das Prinzip einer vergrößerten Handspritze, deren Schraubenspindel mit einer Handkurbel betätigt werden soll, kann nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht funktioniert haben. Heute würde man ein solches Modell „Vision“ nennen. 22 FLORIAN HESSEN 04/2013


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