FLORIAN HESSEN, Ausgabe 2/2020

HuPF - Herstellungs- und Prüfungsbeschrei- bung für eine universel- le Feuerwehrschutz- kleidung Die HuPF wurde Mitte der 90er-Jahre von einer Arbeitsgruppe der Länder erarbeitet. Sie beinhaltet eine Risikoanalyse und ist somit eine abgesicherte Grundlage für die Gemeinden zur vereinfachten Beschaffung von Feuerwehrschutzkleidung. Sie erfüllt ausdrücklich alle Anforderungen der EN 469 und geht in bestimmten Anforderungen, insbesondere hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit, über die EN 469 hinaus. Die HuPF gliedert sich in vier Teile: Teil 1 Feuerwehrüberjacke Teil 2 Feuerwehrhose Teil 3 Feuerwehrjacke Teil 4 Feuerwehrüberhose Im Jahr 1999 wurde eine Verwaltungsvereinbarung zwischen den Ländern Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen über die Prüfung und Anerkennung von Feuerschutz- kleidungen nach der HuPF abgeschlossen. Das Land Hessen wurde vom Arbeitskreis V „Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung“ der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder als koordinierendes Land für die HuPF benannt. Die HuPF-Teile 1, 2, 3 und 4 wurden seitdem aktualisiert und sind auf der Homepage des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport unter: Sicherheit – Feuerwehr – Infothek – Feuerschutzkleidung HuPF veröffentlicht und zum Download bereitgestellt. A + # 676 +15&8 aus Schurwolle, wie in Schmidts Fall, oder aus schwerentflammbarer Baumwolle, wie Hagenbring sie trug. Dass eine verbesserte Schutzausrüstung nötig ist, davon war der damalige Feuerwehrchef Merle schon Jahre vor dem Squash-Center-Brand überzeugt und setzte sich tatkräftig dafür ein. Merle ist sogar mit ihrer Entwicklung vom Lan- desfeuerwehrverband betraut worden. Das Tragische: Zum Zeitpunkt des Unfalls hän- gen bereits zwei Prototypen der neuen Ein- satzkleidung in seinem Büro. Doch die An- züge gelten noch nicht als genormt, müs- sen weiterentwickelt werden und kommen daher nicht in den Umlauf. Das ändert sich nach dem Großbrand schnell. Es wird mit Eifer an einer zeitnahen Einführung gear- beitet. Das Land Hessen bezuschusst die Anschaffung mit 16 Millionen DM und setzt damit ein Zeichen. „Anfangs sollten nur Atemschutzgeräteträ- ger neu eingekleidet werden“, erinnert sich Merle. Das ist dem Marburger Feuer- wehrchef mit etwa 450 Feuerwehrkräften aber zu wenig. „Wir waren sogar bereit, auf unsere Galauniform zu verzichten, wenn dafür jeder einen neuen Schutzanzug bekäme“, unterstreicht der heute 84-jähri- ge Merle die Forderung. Der damalige Oberbürgermeister Möller unterstützt Mer- le bei seiner Forderung und gibt die finan- ziellen Mittel frei. Das Stadtparlament stimmt schließlich geschlossen dafür. Ein gutes Jahr nach dem Brand, Mitte 1996, er- hält die Marburger Feuerwehr als eine der ersten Feuerwehren in Hessen die neue Schutzausrüstung. Sie besteht aus einem feuerwiderstandfähigen Textilgewebe, das wärme- und hitzeisolierend wirkt. Diese Art von Schutzkleidung wird auch heute noch für Einsätze verwendet. „Wir haben aus dem schlimmen Ereignis gelernt und machen in Sachen Sicherheit bei unserer persönlichen Schutzbekleidung keine Ab- striche“, erklärt Carmen Werner, Leiterin der Marburger Feuerwehr. „Es wird alles dafür getan, dass die Ausrüstung unserer Feuerwehr auf dem neuesten Stand der Technik ist“, fügt ihr Stellvertreter Andreas Brauer hinzu. Dabei hilft Marburgs Bürger- meister Wieland Stötzel: „Für mich ist es wichtig, dass unsere Marburger Feuerwehr für ihre Einsätze bestmöglich ausgestattet ist. Daher werde ich mich als zuständiger Brandschutzdezernent dafür einsetzen, dass ausreichende finanzielle Mittel für unsere Feuerwehreinsatzkräfte zur Verfü- gung stehen. Ein Ereignis wie vor 25 Jahren darf sich nicht wiederholen“ „Natürlich war ich stolz darauf, dass die neue Schutzkleidung binnen eines Jahres eingeführt wurde“, erklärt Merle. Hatte er doch an ihrer Entwicklung federführend mitgewirkt. Doch richtig Freude und Er- leichterung kamen bei ihm, Schäfer und Möller erst auf, als sich der Zustand der beiden schwer verletzten Feuerwehrleute Schmidt und Hagenbring verbesserte. Die Genesung verläuft anfangs schleppend, unzählige Hauttransplantationen werden vorgenommen. Jeder Verbandswechsel fin- det zunächst unter Vollnarkose statt. Die Finger werden bei beiden Feuerwehrmän- nern zum Teil amputiert. Sie verbringen viel Zeit auf der Intensivstation und in der Reha. Schritt für Schritt kehren Hagenbring und Schmidt zurück ins Leben. „Wir hatten die beste Unterstützung, die man sich wünschen kann“, erklärt Schmidt. Die Feu- erwehr Marburg stellt Besuchspläne auf und gibt einen Mannschaftsbus frei, der jederzeit für Fahrten nach Aachen oder Köln genutzt werden darf. Familie und Freunde kommen über Monate hinweg täg- lich vorbei. Besonders die Möglichkeit, im- mer wieder darüber zu reden, hilft Schmidt und Hagenbring, das Erlebte zu verarbei- ten. „Eine große Erleichterung war, als Möller und Merle mich im Krankenhaus be- suchten und mir versicherten, dass ich weiterhin eine feste Stelle im Brandschutz- amt habe“, erinnert sich Schmidt. Auch um Hagenbring kümmert sich die Stadt. „Wir ermöglichten ihm eine Ausbildung in

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