FLORIAN HESSEN, Ausgabe 2/2018

22 FLORIAN 2 | 2018 AUS DEM EINSATZTAGEBUCH Pager. Gemäß Alarm- und Ausrückeordnung fuhren vom rund einen Kilometer entfernten Feuerwehrgerätehaus folgende Fahrzeuge zur Ein- satzstelle: Einsatzleitwagen (ELW) 1, Drehleiter mit (Rettungs-) Korb (DLK) 23-12 und Löschgruppenfahrzeug (LF) 16/12. Aufgrund einer umfangreichen Baumaßnahme auf der Bundesstraße 45 musste die Anfahrt über die Hauptstraße erfolgen. Die Anfahrt der Großfahrzeuge verzögerte sich aufgrund dort falsch geparkter Pkw deutlich. Der mit dem ELW 1 zuerst eintreffende Einsatzleiter, René Bartmann, nahm zunächst Kontakt mit dem Notarzt auf. Dieser teilte ihm mit, dass der Zustand der verletzten Person eine schonende Rettung er- laubte. Aufgrund der Lage des Verunfallten, in Verbindung mit der Bausituation, schied eine Rettung über die Drehleiter grundsätzlich aus. An einem der beiden Häuser wurde jedoch ein Fenster entdeckt, welches auf die vordere der beiden Freiflächen gerichtet war. Vorbereitung der Menschenrettung Als erste Option favorisierte die Feuerwehr eine Rettung über eine Schleifkorbtrage und Steckleiterteile über das gesichtete Fenster. Die Besatzung des LF 16/12 sollte hierzu einen Zugang zum Objekt herstellen und weitere Rettungsmöglichkeiten erkunden. Da das Haus zum Zeitpunkt des Einsatzes unbewohnt war, wurde die Polizei hinzugezogen, um es gewaltsam zu öffnen. Bei der weiteren Einsatz- planung musste diese Option verworfen werden, da die verletzte Per- son aufgrund der zu engen Baulücke nicht auf die vordere Freifläche umgelagert werden konnte. Rettung von oben: Die abgestürzte Person musste über ein Seil aus ihrer misslichen Lage befreit werden. Erstrettung unter widrigen Umständen: Durch einen schmalen Spalt versorgte der Rettungsdienst den Verletzten. Aufwendige Menschenrettung nach Sturz in Häuserspalte Widrige Umstände erschwerten die Bergung E RBACH Im Fokus dieser Ausgabe des FLORIAN HESSEN berichten wir über den neuen Lehrgang an der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) zum „Instrukteur der Absturzsicherung“. Wie wichtig eine solche Aus- bildung sein kann, zeigt dieser Einsatz, der für die Freiwillige Feuer- wehr Erbach eine besondere Herausforderung darstellte. Kalte Lage und Alarmierung Im August 2017 ging kurz nach 06:00 Uhr bei der Zentralen Leitstelle des Odenwaldkreises in Erbach der Notruf ein, dass in der Jahn- straße eine Person aus großer Höhe gestürzt sei. Der Disponent er- öffnete einen Rettungsdiensteinsatz mit dem Stichwort „R2“ und entsandte neben einem Rettungswagen (RTW) auch das in Erbach stationierte Notarzteinsatzfahrzeug (NEF). Die Besatzung des ersteintreffenden Rettungsmittels verschaffte sich am Einsatzort über eine schmale Baulücke einen ersten Zugang zur verletzten Person. Diese lag in einer 30 bis 40 Zentimeter breiten Baulücke, in der hinteren von zwei zugänglichen Freiflächen zwi- schen zwei Wohngebäuden. Aufgrund des Zugangs konnte nur eine notdürftige Versorgung erfolgen. Eine Rettung war unter diesen Um- ständen zunächst nicht möglich. Einsatzablauf Mit dem Einsatzstichwort „H1 – Menschenrettung über Drehleiter“ alarmierte die Leitstelle um 06:20 Uhr die Feuerwehr Erbach-Mitte über

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