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lich auch etwas Orientierung gewinnen. Ich wollte wissen, was ich überhaupt kann und später vielleicht machen will. Calvin Lenz: Ich habe meine Ausbildung zum Konditor abbrechen müssen und war dann dazu gezwungen, etwas anderes zu machen. Ich bin nicht der Typ dafür, nichts zu tun und bis zum Beginn ei-ner neuen Ausbildung lagen noch Monate. Es ist zudem echt blöd im Lebenslauf Leer-lauf zu haben. Meine Mutter brachte mich dann auf die Idee ein FSJ zu machen. Zufäl-lig erfuhr ich vom FSJ in der Geschäftsstelle der Hessischen Jugendfeuerwehr und als ich mit dem Team sprach, fand ich das besser als die andere Einsatzstelle bei der Blinden-studierendenanstalt, die ich ihn Aussicht hatte. Das Vor-stellungsgespräch war dann ausschlaggebend, weil ich es überraschend fand, was die Feuerwehr noch so alles macht, denn erst dachte ich an Blaulichter und das be-rühmte „Tatütata“. Und so dachte ich mir, dass das echt eine Chance ist, mal was an-deres mitzubekommen als in einer Konditorei, wo ich vor-her war. Was waren Deine persön-lichen Highlights während dieser Zeit? Jan Niclas: Das waren die Teil-nahme an den Delegierten-tagen in Weimar und Ham-burg, weil ich neue Städte kennenlernen konnte und Menschen traf, die die Feuer-wehr zu ihrem Beruf gemacht haben. Und es hat mich echt beeindruckt, mal mit Politi-kern konfrontiert zu sein und zu sehen, was die DJF alles macht. Im Nachhinein finde ich, dass die Betreuung toll war – die Kollegen waren spit-ze und die Beratungen und Hilfestellungen haben mir echt geholfen. So habe ich mich deshalb für ein anderes Studium entschieden, näm-lich Umweltingenieurwesen. Helena, die sich besonders um mich kümmerte, nahm mich mehrmals zur Brust wegen meiner Berufsorien-tierung und dank ihrer Tipps und Einschätzung zu meiner Person, habe ich mich umori-entiert. Zudem hat sie mir ein WG-Zimmer in der Stadt, in der ich nun studiere, besorgt und ich bin sehr glücklich mit meiner Wahl. Calvin Lenz: Mein erstes richti-ges Seminar zum Thema „La-ger und Freizeiten gestalten“ war cool, weil ich einbezogen worden bin und es auch aktiv mitgestalten konnte. Ich hät-te auch nicht gedacht, dass man bei der Jugendarbeit an so vieles denken muss und was man dafür können sollte. Und meine Aufgaben finde ich generell toll, so kümmere ich mich um einen Facebook-auftritt und werte Feedback-bögen aus. Auch die Vorberei-tung von Lehrgängen ist eine Herausforderung, die Spaß macht. Und die Bildungswo-chen sind klasse, weil man nicht nur die JULEICA erwer-ben kann, sondern auch eine Menge lernt, was einem über das FSJ hinaus hilft. Was war vielleicht schwie-rig oder nicht so einfach in dieser Zeit? Jan Niclas: Da fällt mir eigent-lich nichts ein. Calvin Lenz: Ich mache viel mit Excel und Powerpoint und dafür muss ich mich noch in einiges einarbeiten, was ich so noch nicht konn-te. Wem würdest Du ein FSJ empfehlen? Jan Niclas: Grundsätzlich ei-gentlich jedem, der sich nicht sicher ist, was er nach der Schule machen möchte und vielleicht auch noch keine Lust hat zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Und wer ein Fachabitur ma-chen möchte, kann hier ein-fach mehr machen, glaube ich, als jemand, der nur ein Praktikum irgendwo macht. Zudem bekommt man ja auch etwas Geld. Calvin Lenz: Eigentlich auch allen, die nicht wissen, was sie nach der Schule machen wollen. Man kann so heraus-finden, ob man z.B. Lust auf Büroarbeit oder sogar die Be-rufsfeuerwehr hat. Würdest Du sagen, das FSJ hat Dich verändert? Jan Niclas: Auf jeden Fall – ich bin offener geworden. Es fängt schon damit an, dass ich ständig neue Menschen anrufen musste oder mit ih-nen Seminare gemacht habe. Vorher hatte ich es immer nur mit meinem gewohnten Umfeld zu tun. Auch hatte ich dann den Drang, endlich auszuziehen, weil Helena mir immer erzählte, wie sie das in ihrem Studium empfun-den hat. Calvin Lenz: Ich glaube, ich bin etwas erwachsener ge-worden, weil ich länger da-rüber nachdenke, bevor ich etwas mache. Jetzt mache ich mir mehr Gedanken, wie ich mich bewerbe und wo. Und wenn ich weiß, dass ich am Wochenende einen Lehrgang betreue, bleibe ich am Freitagabend einfach daheim, um fit zu sein am nächsten Morgen. Welche Rolle spielten die Bildungswochen im FSJ für Dich? Jan Niclas: Für mich war es einfach die Gelegenheit mal Abstand von der Einsatzstelle zu gewinnen. Auch der Aus-tausch mit den anderen FSJ-lern war mir wichtig, auch wenn letztlich der Kontakt leider mit allen abgebrochen ist im Nachhinein. Beson-ders das Bewerbungstraining war ernüchternd und gleich-zeitig super wichtig, weil wir gelernt haben, wie es wirk-lich geht. Und auch die Aus-einandersetzung mit ande-ren Themen wie Kindeswohl war einfach mal eine Chan-ce, sich mit Dingen aus-einanderzusetzen, die man sich sonst nicht zu Gemüte geführt hätte, aber letztlich sehr wichtig sind. Calvin Lenz: Eine total wich-tige. Ich habe viel über Be- Zu den Aufgaben von Johannes zählt es, die Spezialanzüge zu waschen. 8 FLORIAN HESSEN 05/2013


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