FLORIAN HESSEN, Ausgabe 6/2019
26 FLORIAN 6 | 2019 EINSATZGESCHEHEN gen Anmarschweges teilweise erschöpft, nun mussten sie sich durch ein wahres Schlachtfeld querliegender Bäume kämp- fen. Auf dieser Seite der Bundesstraße be- finden sich ein Tennisplatz, der Kleintier- zuchtverein sowie der Hundeverein, wel- cher noch eine größere Rolle im Verlauf des Einsatzes spielen sollte. Ein Teil der Einsatzkräfte trennte sich nach Absprache noch vor der Fußgängerü- berführung vom Rest der Gruppe. Sie ver- suchten, mit dem privaten PKW einer Feu- erwehrfrau die Einsatzstelle über eine weiter südlich gelegene Brücke zu errei- chen. Hierbei führten sie einen Automati- sierten Externen Defibrillatoren (AED) und Notfallrucksack sowie ein Funkgerät mit, welches zu Einsatzbeginn vorrausschau- end mitgeführt wurde. Über die für Fahrzeuge befahrbare Brücke gelang zwar der Wechsel auf die andere Seite, jedoch spätestens durch umge- stürzte Bäume am Waldrand endete auch dieser Versuch, bis an die Einsatzstelle zu gelangen. Sie trafen auf eine Radfahrerin, diese überließ einem der Helfer ihr Fahr- rad, damit er mit dem Notfallrucksack schneller in Richtung der vermuteten Ein- satzstelle gelangen konnte — ohne Er- folg: Nach wenigen Metern verhinderten auch hier umgestürzte Bäume ein weite- res Fortkommen. Der Helfer versuchte auch Kontakt mit der anderen Gruppe herzustellen, welche sich über die Fuß- gängerüberführung durchschlagen woll- te. Die Kontaktaufnahme war aufgrund der Überlastung über Funk nicht möglich. Über 200 Einsatzlagen beschäftigte alle anderen Kräfte derart, dass sie vom lau- fenden Rettungseinsatz nichts mitbeka- men. Nur durch lautes Zurufen gelang es den verschiedenen Gruppen sich zu ver- ständigen, zusammenzufinden und die Suche nach dem eingeklemmten Radfah- rer fortzusetzen. Eine weitere Gruppe stieß noch hinzu, die Besatzung des Kleinalarmfahrzeugs (KLAF). Diese nutzte die mittlerweile freige- räumte Auffahrt auf die Bundesstraße B 45. Sie fuhren vom Feuerwehrhaus in Rich- tung Süd bis zur nächsten Anschlussstelle und von dort wieder zurück durch den Stadtteil Jügesheim. Dabei stießen sie im Ort zufällig auf die Besatzung des mitalar- mierten Rettungswagens (RTW), die Ein- satzkräfte machten sich dann gemeinsam auf den Weg in Richtung der Einsatzstelle. Auch sie gingen zu Fuß über die Fußgän- gerbrücke, ausgestattet mit Notfallkoffer, Defibrillator, Beatmungsgerät, Schaufeltra- ge, Absaugpumpe und einer Motorketten- säge. Fünf Minuten werden zu halber Ewigkeit Bis zum Eintreffen der ersten Einsatzkräf- te dauerte es aufgrund der massiv er- schwerten Bedingungen eine kleine Ewig- keit — tatsächlich vergingen zwischen Alarmeingang und Ankunft der ersten Szenen der Verwüstung: Rund um die Tennisplätze in Rodgau richtete der Strum schwere Schäden an.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NjI4ODE=