FLORIAN HESSEN, Ausgabe 1/2018

30 FLORIAN 1 | 2018 IM FOKUS Briefmarken mit Feuerwehrbezug – Teil V Die Feuerwehr im Wandel der Zeit – Dampf kontra Elektro, Gas und Benzin G ERNSHEIM In der Fortsetzung unserer Serie über die Brief- marken mit Feuerwehrbezug berichten wir in dieser Ausgabe des FLORIAN HESSEN über die technische Entwicklung sowie die Antriebsarten der Feuerwehrfahrzeuge und -geräte; dies begin- nend mit der Erfindung der Dampfmaschine und der ersten mit Dampf betriebenen Spritze bis hin zum Elektroantrieb sowie Antrieben mit Gas und Benzin. Ein langer Weg, der sich gelohnt hat. Aufgrund der stetigen Nachfrage nach leis- tungsfähigen Feuerspritzen wurden im frü- hen 18. Jahrhundert die ersten Spritzen- fabriken gegründet, wie beispielsweise die Firma „Merryweather“ in London (1730), die bald nach ihrer Gründung weltweit ihre Produkte vertrieb. Die Erfindung der Dampfmaschinen revolu- tionierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Weiterentwicklung der Spritzen. Die erste Dampfspritze auf Rädern konstruierte 1828 der schwedische Ingenieur John Ericsson, Teilhaber der Maschinenfabrik weitaus effektivere Antriebsmöglichkeiten zur Verfügung. Um die beste Antriebsart für Feuerwehrfahrzeuge wurde jedoch jahrelang auf Feuerwehrtagungen sowie in der Fach- presse gestritten. Zu Beginn des 20. Jahr- hunderts machte die Verbreitung des Benzin- motors Fortschritte, während der Dampf- antrieb langsam zurückging. Spitzenreiter blieb jedoch bis zum Ersten Weltkrieg der Batterie-Elektro-Antrieb (Abb. 5). Auch das Fahrzeugwesen entwickelte sich rasant fort: Bis ins 20. Jahrhundert galt für die Feuerwehrfahrzeuge noch die offene Bauweise. Die Mannschaft stand an den Seiten auf dem Fahrzeug oder saß auf Längs- und Querbänken (Abb. 6). Der Auf- bau blieb nach oben weiterhin offen. Ab 1935 setzte sich dann der vollständig ge- schlossene Aufbau durch. Heute verfügen alle Feuerwehren der Welt über die mo- dernsten und technisch ausgereiftesten Fahrzeuge (Abb. 7) aller Zeiten. T EXT UND F OTOS : N ORBERT B ONIFER „Braithwaite“ in London. Ihr Name lautete „Novelty“ (Neuheit): Zwei doppelt wirkende Pumpenzylinder mit einem Antrieb von ei- nem 12-Zoll-Dampfzylinder förderten etwa 250 britische Gallonen (ca. 1.138 Liter) pro Minute. Mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen war die Dampfspritze so schwer, dass drei Pferde sie ziehen muss- ten (Abb. 1) . In den USA entstand 1840 die erste selbst- fahrende Feuerwehr-Dampfspritze. Sie er- wies sich jedoch als nicht praxistauglich. Die erste einsatzfähige selbstfahrende Feuerwehr-Dampfspritze stellte Paul Rapsey Hodge erst 1860 in New York her (Abb. 2 und 3) . Auch diese bewährte sich nicht. In den folgenden Jahren konnte der Dampfan- trieb immer weiter verbessert werden. Dampfspritzen der Firma Merryweather sind im Jahr 1869 in Hamburg sowie in den 1860er-Jahren in Chile in Betrieb genommen worden (Abb. 4) . Mit Erfindung des Elektro-, des Gas- und des Benzinmotors standen bald andere Abb. 6: Basel/Wien Eine Postkarte zeigt Mannschafts- und Gerätewagen der Feuerwache Basel von 1905–1930. Elektroantrieb mit Radnabenmotoren: System Lohner- Porsche. Chassis: k.u.k. Hof- Wagenfabrik Jakob Lohner & Cie., Wien. Aufbau: Preiswerk, Esser & Cie., Julius Kölz, Basel. Abb. 3: DDR 1987 Eine selbstfahrende mobile Dampfspritze mit seitlichen Saug- und Druckanschlüssen. Hersteller Fa. W.C.F. Busch AG Bautzen, Baujahr 1903. Abb. 7: Barbados ein TLF auf SCANIA 94 G Fahr- gestell. Dies ist 2005 das Standardfahrzeug auf allen Feuerwachen von Barbados. Abb. 1: Großbritannien Erste pferdebespannte Dampfspritze, gebaut 1828 von der Firma Braithwaite. Abb. 2: USA Amoskeag-Dampfspritze für Pferdebespannung, Baujahr 1860. Abb. 5: Argentinien Feuerwehrfahrzeug mit Batterie-Elektro-Antrieb. Abb. 4: Chile Feuerwehr-Dampfspritze für Pferdebespannung von Merryweather, 1869.

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